Der aktuelle Familienreport aus Deutschland gibt Anlass zur Hoffnung. Denn er zeigt: Geteilte Erziehungsarbeit macht glücklicher. Eine Zusammenfassung von SILKE PIXNER.
„Noch drei Wochen, dann ist meine Elternzeit um. Endlich. Und: Leider. Es waren sieben tolle Monate mit dem Kind. Es waren aber auch sieben anstrengende und langweilige Monate, so immer nur mit dem Kind. Das zuzugeben ist nicht so einfach. (…) Sobald ich die Wahrheit sage, nämlich dass ich nie zuvor meinen Job so vermisst habe, wird so manches Gegenüber recht schmallippig.“ Über Erfahrungen wie diese berichtet die Bloggerin und Kolumnistin Susanne Klinger in einer Kolumne der Berliner Tageszeitung „taz“.(1)
Es gibt Hoffnung, dass solche Schilderungen bald anders klingen werden – oder dass wir sie in Zukunft zumindest nicht mehr nur von Müttern, sondern auch von Vätern zu hören bekommen. Denn der „Familienreport 2010“(2) des Bundesfamilienministeriums zeigt, dass sich auch Väter immer mehr für die Erziehung ihrer Sprösslinge verantwortlich fühlen. Zumindest theoretisch: So können sich etwa immer mehr Väter vorstellen, aus ihrer (Allein-)Ernährerrolle auszusteigen: sechzig Prozent würden gerne weniger arbeiten.
Väterzeit und Beziehungsglück. Doch der Weg zu einer neuen Rollenverteilung zeichnet sich im Familienreport, der die wichtigsten Studien des vergangenen Jahres zum Thema zusammenfasst, auch in Hinblick auf konkrete Veränderungen hinsichtlich der Väterkarenz ab. 2010 ging schon ein gutes Viertel der Väter in Karenz, länger als zwei Monate bleibt allerdings nur jeder vierte Vater. Doch damit einher geht, wenig verwunderlich, auch eine realistischere Einschätzung der Väter in puncto Betreuungs- und Hausarbeitsaufwand. Sie sind infolgedessen stärker daran interessiert, ihre Arbeitszeit zu verkürzen bzw. familienfreundlicher einzuteilen.
Positive Auswirkungen haben diese Entwicklungen auch auf die Beziehungsqualität. So zeigten etwa Studien aus skandinavischen Ländern wie Schweden, dass bei Familien, in denen die Väter beim ersten Kind in Karenz gingen, die Scheidungswahrscheinlichkeit um dreißig Prozent geringer ist als bei Familien, in denen die Mütter die gesamte Erziehungszeit in Anspruch nahmen. Außerdem erweisen sich Ehen als stabiler, wenn die Frauen bald nach der Familiengründung wieder arbeiten gingen.Wenn sich Väter bei der Betreuung und Erziehung ihres Nachwuchses engagieren, korreliert das außerdem mit der Lust auf weitere Kinder. So ist die Wahrscheinlichkeit für ein weiteres Kind in solchen Familien merklich höher, in denen der Vater Elternzeit in Anspruch genommen hat.
Working Mums und Happy Kids. Hand in Hand mit der steigenden Zahl an aktiven Vätern, zeigen sich auch positive Veränderungen bei den Müttern. 2010 stieg erstmals mehr als die Hälfte der Mütter wieder in den Beruf ein, sobald das Kind ein bis zwei Jahre alt war. Viele Mütter arbeiten zwar zuerst Teilzeit, ein Drittel strebt aber eine längere Arbeitszeit an. Hier zeigt sich erneut die Relevanz des Ausbaus von Kinderbetreuungsplätzen: Laut Bericht würden bis zu 461.000 Mütter eine Erwerbstätigkeit aufnehmen, sobald ihnen ein geeigneter Betreuungsplatz zur Verfügung steht. Außerdem würden unter diesen Bedingungen bis zu 975.000 teilzeitbeschäftigte Mütter ihre Arbeitszeit ausweiten.
Durch einen schnellen Berufseinstieg der Mütter wird nicht nur die Beziehung zum Partner, sondern auch die zu den Kindern besser. 91 Prozent der Kinder berufstätiger Mütter sind „total froh“ oder „eher froh“ darüber, dass die Mutter arbeiten geht. Achtzig Prozent der Kinder sind trotz der Berufstätigkeit der Mutter zufrieden mit dem Ausmaß an Zeit, die sie mit ihr verbringen. „Working Mums“ mit ständig schlechtem Gewissen dürfen also getrost den Worten von „Adele“, Autorin auf „mädchenmannschaft.net“, Glauben schenken: „Eine Mutter lässt ihr Kind nicht alleine, eine Mutter ist da und tröstet das Kind, wenn es nachts weint. Bullshit! (…) Ich arbeite daran, mir klarzumachen, dass eine Mutter auch dann für ihre Familie sorgt, wenn sie für mehr als die Hälfte des Familieneinkommens sorgt, und sich (nur) am Wochenende ausgeglichen und glücklich vollumfänglich um ihre Lieben kümmert.“(3)
Fußnoten:
(1) www.taz.de/Kolumne-Die-Farbe-Lila/!81349
(2) Gesamter Report unter: www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Familienreport-2011,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.pdf
(3) http://maedchenmannschaft.net/series/muttiblog/page/2