Die Ignoranz Erwachsener droht den Planeten zu zerstören, warnt Amina Guggenbichler.
Immer wieder rennen Klimaaktivist*innen mit dem Kopf gegen die Wand. Ihnen gegenüber stehen dabei meistens Erwachsene über dreißig, die das Zepter der Macht in der Hand haben und täglich über das Morgen von Kindern und Jugendlichen entscheiden. Wie auf einer ausgerauchten Zigarette trampeln die Erwachsenen dabei auf einem herum und missachten die Anliegen der jüngeren Generation. Egal ob Ängste, Sorgen, Fakten oder Meinungen: Kindern, Jugendlichen, Schüler*innen oder Studierenden wird schon aus Prinzip nicht zugehört. „Gehts mal arbeiten und machts was Gscheits!“, rufen sie uns hinterher, wenn wir zu Tausenden auf die Straße gehen und mit Megaphonen und Plakaten versuchen, sichtbar zu werden. Es scheint, als hätte unsere Elterngeneration eine riesige, dicke Ziegelmauer um sich herum aufgebaut. Sie leben ganz nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“.
Für junge Menschen ist es nicht einfach, politisch aktiv zu sein, da sie seit Jahren belächelt, ignoriert und nicht ernst genommen werden. Besonders, wenn es sich um so ein abstraktes Thema wie die Klimakrise handelt. Die Fakten sind da und die Zeit läuft davon. Kinder und Jugendliche organisieren seit Jahren Proteste, bloß um am Ende als „zu radikal“ oder auch als „zu naiv“ beleidigt zu werden. Es fehle ihnen an Reife, Erfahrung und Expertise, heißt es. Doch woher nehmen sich die Erwachsenen eigentlich das Recht, über die Köpfe der Jüngeren hinweg zu entscheiden, ohne sie in ihr Handeln miteinzubeziehen, besonders wenn ihre Entscheidungen drastische Auswirkungen auf die Zukunft einer ganzen Generation haben. Der Konflikt zwischen Alt und Jung hat sogar einen Platz im Duden gefunden und wird als „Adultismus“ bezeichnet. Damit ist der Machtmissbrauch älterer Menschen gegenüber Kindern und Jugendlichen gemeint. Wird er uns am Ende das Leben kosten? Es ist wirklich schwer zu sagen, wie es weitergehen soll, besonders in einer Welt, in der sich Konzernchef*innen und Politiker*innen auf ihren Chefsesseln ausruhen und sich vor Lösungen verstecken. Immer wieder müssen wir Bilder ertragen, in denen Klimaaktivist*innen massiver Repression ausgesetzt sind und belächelt werden. Junge FLINTA Personen und BIPoC oft ganz besonders. Sie erleben Benachteiligung und Ignoranz auf mehreren Ebenen und werden weder gesehen noch gehört. Es ist an der Zeit, dass unsere Elterngeneration offen für Neues ist und wissenschaftlich fundierte Fakten nicht weiter ignoriert werden. Es sind Kinder und Jugendliche, die den Ernst der Lage und die Dringlichkeit der Klimakrise erkannt haben und spätestens jetzt gehört werden müssen, um eine Klimakatastrophe abzuwenden. Sie machen etwas Sinnvolles, während Erwachsene weiterhin schamlos Greenwashing betreiben, ein Plastiksackerlverbot aussprechen und Geld kassieren. Doch um der Vision eines klimaneutralen Österreichs, eines klimaneutralen Europas und einer klimagerechten Welt tatsächlich näher zu kommen, muss jüngeren Menschen auch endlich Glauben und Vertrauen geschenkt werden. Denn sie sind diejenigen, die die Konsequenzen am Ende des Tages tragen werden. Bis wir der Vorstellung einer klimagerechten Welt gerecht werden, müssen Kinder, Schüler*innen und Studierende wohl weiterhin dabei zuschauen, wie große Konzerne Abgase in die Welt stoßen, Erdöl gepumpt wird und versucht wird, ein kaputtes Wirtschaftssystem zu „retten“.
Wann sehen Entscheidungsträger*innen und Menschen mit Verantwortung endlich das große Ganze und die Gefahr, der wir uns mit großen Schritten nähern? Solange Erwachsene nur Flausen im Kopf haben und meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, müssen wir weiter für Gehör und Sichtbarkeit kämpfen. Daher nutzen junge Menschen jede freie Minute für Protest, stehen weiterhin auf, sind weiterhin laut und halten ihre Schilder in die Luft. Denn die Angst vor morgen wird nur noch größer und die Sorge, eines Tages nicht mehr in einer heilen Welt aufzuwachen, immer realer. So stelle ich mir meine Zukunft nicht vor! •
Amina Guggenbichler ist zwanzig Jahre alt, Sozialarbeiterin und Aktivistin bei Fridays for Future.