Eine an.schläge-Anekdote aus der an.schläge-REDAKTION
Als ich 2013 bei an.schläge als dritte bezahlte Redakteurin im Bunde startete, wurde das Do-it-yourself-Prinzip noch in vielerlei Hinsicht hochgehalten. Sämtliche Redakteurinnen und einige Freiwillige schnürten regelmäßig die frisch gedruckten an.schläge-Ausgaben zu Paketen und klebten Hunderte Adresssticker auf die Rückseiten. Die anschließend herbeigerufenen Taxifahrer standen meist mit offenem Mund vor dem Berg Zeitschriften, den wir zu zweit im Laufschritt ins Auto hievten, bevor der Fahrer wieder die Flucht ergreifen konnte (ein ordentliches Trinkgeld war natürlich vorgesehen!). Fünf Jahre später haben wir glücklicherweise so viele Abonnent_innen, dass ein Auto für die Lieferung zu klein wäre, geblieben ist die Post des Grauens, die wir nun gemeinsam mit dem Fahrer der Druckerei (im Kleinlaster!) ansteuern. Was Wiener Herzlichkeit bedeutet, lernten meine wechselnden deutschen Kolleginnen stets in dieser Filiale kennen. „Na servas, de scho wieda“, schallte es einem dort entgegen, die endlosen Diskussionen darüber, ob der Kalender nun als Eigenbeilage abgerechnet werden darf oder nicht und ob jedes Heft wirklich exakt gleich schwer ist, haben redaktionsintern mittlerweile Kultstatus. Auch mit willkürlichen Regeländerungen halten uns die Mitarbeiter_innen gerne auf Trab: Mal muss die Auslandslieferung auf den Wagen im Hof, mal darf sie das auf keinen Fall. Immerhin: Die gemeinsamen Posterlebnisse schweißen zusammen. Für meine ehemalige Kollegin und mich war der freitägliche Versandhorror eine willkommene Gelegenheit für Cappuccino und Croissant im schicken Café nebenan, die schaurig-lustigen Geschichten erzählen wir uns heute noch. Den Post-Job habe ich mittlerweile (mit schlechtem Gewissen) an meine neue Kollegin übergeben – die den Wiener Postler_innen bereits das Fürchten lehrt.
Brigitte Theißl ist seit 2013 angestellte an.schläge-Redakteurin.