Vorweg: Die Geburt meines ersten Kindes war keine „Horrorgeburt“, sondern eine planmäßig gelungene Krankenhausentbindung. Sie war eher kurz und erträglich schmerzhaft, und ich traf während des Aufenthaltes im Krankenhaus auf kein extrem unfreundliches oder auffällig inkompetentes Personal.
Aber: In die Geburt bin ich sehr gut informiert und selbstsicher gegangen. „Ich bekomme das Kind im nächstgelegenen Krankenhaus und dann gehe ich wieder heim. Die können mir nichts“, davon war ich überzeugt. Als ich das Krankenhaus betrat, war ich jedoch in einem Routinesystem gefangen, aus dem es trotz dieses Vorsatzes kein Entkommen gab. Jegliche Einwände gegen die von mir als unnötig empfundenen Interventionen in den Geburtsverlauf wurden mit „Sie schaden Ihrem Kind“ abgeschmettert bzw. ignoriert. Ich habe mich in meiner Weiblichkeit noch nie so entwürdigt und erniedrigt gefühlt wie während der Stunden im Kreißsaal. Eine durchschnittliche Krankenhausgeburt sollte nicht so aussehen, dass die Gebärende permanent an ein CTG (das eine in der Bewegungsfreiheit einschränkt und gleichzeitig einfach nervig ist) gefesselt ist. Dass sie sich stündlich routinemäßig ungefragter- und ungewollterweise von Menschen, die sie vorher noch nie gesehen hat, am Muttermund herumstochern lassen muss. Dass das Personal mit Wehenhemmern und -mitteln jongliert, um den Geburtsverlauf möglichst an den Dienstplan anzupassen. Dass die Geburtsposition danach ausgewählt wird, wie es für die Hebamme und die Ärztin/den Arzt am bequemsten ist und nicht für die Gebärende. Dass zehn Tage nach dem errechneten Geburtstermin routinemäßig eingeleitet wird, auch wenn die Versorgung des Kindes passt. Dass sämtliche Leute im Kreißsaal ein- und ausgehen, während eine gerade vor sich hinweht. Dass eine am Ende froh und dankbar sein muss, „dass alles gut gegangen ist“ und es kein Notkaiserschnitt wurde (der nicht selten erst durch die Interventionen vonnöten ist). Ich werde nie wieder ohne eine Wahlhebamme (für die ich das Honorar von achthundert Euro gerne auf den Tisch lege) eine Krankenhausgeburt anstreben. Im Idealfall bleibe ich bei meiner nächsten Geburt sowieso zu Hause.
Meine persönlichen Erfahrungen und die Auseinandersetzung mit unzähligen Geburtsberichten, die diese Zustände zwar nicht kritisieren, aber beschreiben, haben mich in der Überzeugung bestärkt: Eine logische Weiterführung einer sex-positiven feministischen Bewegung muss auch eine geburts-positive sein (die sich aber klar von esoterischem Gedöns abgrenzt).
Carla Heher ist Reproduktionsarbeiterin und prekär Beschäftigte.