Ich habe es so verdammt satt, Freund*innen ständig leiden zu sehen. Und ja, ich habe es auch satt, die ganze Zeit ein Mehr an emotionaler Arbeit leisten zu müssen, damit wir alle einigermaßen gut klarkommen. Warum soll ich diesen Mehraufwand leisten müssen, nur weil wir unter einer beschissenen Regierung leben, die langsam meine Leute kaputt macht?
Zwei Freundinnen wird es von dieser Regierung ganz scheinheilig verboten zu heiraten, weil sie aus verschiedenen Ländern kommen. Die patriarchalen Strukturen werden so bestärkt, dass Gewalt gegen Frauen so allgegenwärtig ist und Freundinnen, die wirklich badass-harte Ladys sind, Angst davor haben, nachts allein nach Hause zu gehen. Eine Freundin of Color fühlt sich im öffentlichen Raum nicht mehr sicher, weil die rechte Hetze bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, und queere Freund*innen überlegen es sich zweimal, ob sie sich in der U-Bahn küssen oder ihre Drag-Outfits tragen sollen.
Wir alle, die auf die eine oder andere Weise von der Norm abweichen, benötigen im Moment sehr viel Energie für Selfcare, Sorge umeinander und schlicht auch dafür, die ganze braune Scheiße so unbeschadet wie möglich zu überstehen. Da bleibt oft kein Platz mehr für Aktivismus, für Donnerstagsdemos, für kreative Protestaktionen. Umso mehr gibt es mir ein gutes Gefühl in solchen Zeiten, meinen Widerstand schon in meinen Alltag einzubauen; mein Queer-Sein, also mein Anders-Sein an sich bereits als pain in the ass dieser Neandertaler auszuleben. Wenn ich auf der Straße die Hand meiner Partnerin halte, wenn ich voller Wärme von unserem Polykül spreche, wenn ich auf sexpositiven Partys feiere, wenn ich mit meinen Mitbewohner*innen unser gemeinschaftliches, solidarisches Leben organisiere, dann fühlt sich das nach Widerstand an. Weil wir da sind und weil wir nicht so schnell weggehen werden. Weil wir fucking queer sind und unsere Andersartigkeiten feiern. Weil wir uns von all dem Hass und der Hetze nicht beeindrucken lassen und liebevolle Netzwerke voll Fürsorge und Solidarität aufbauen.
Deshalb im Zeichen von mehr Zärtlichkeit: Kiss my ass, Kickl. Ihr werdet euch noch wundern, wer hier so aller liebt.
Sophia Foux ist auch in politisch nicht so miesen Zeiten ein Fan von mehr (queerer) Liebe und mehr Zärtlichkeit für alle.