Eine an.schläge-Anekdote aus der an.schläge-REDAKTION
Arbeiten in der Nacht und am Wochenende – im Job als leitende Redakteurin leider keine Seltenheit. Manchmal saß ich sogar aus freien Stücken feiertags im an.schläge-Büro, um der Hektik des üblichen Tagesgeschäfts zu entkommen. Das Gute daran: Man lernte jene Menschen kennen, mit denen man denselben Arbeitsort teilt, die man aber während der „Normalarbeitszeiten“ nur selten zu sehen kriegt. Wie zum Beispiel die Reinigungsfrau.
Als ich wieder mal einen Sonntag hinter dem Redaktionscomputer verbrachte, steckte eine ältere weiße Frau verwundert den Kopf durch die Tür. „Arbeitest du hier?“, fragte sie mit starkem osteuropäischen Akzent. Ich wackelte mit dem Kopf. „Was machst du?“, legte sie neugierig nach. „Ich bin Redakteurin bei der Zeitschrift.“ Sie nickte anerkennend: „Super!“ Dann mussten wir beide lachen.
Obwohl wir aus unterschiedlichen Generationen und Klassenhintergründen kamen, teilten sie und ich ein Wissen: dass es für „Migrantinnen“ in Österreich nicht selbstverständlich ist, Medien mitzugestalten und als Medienmacherinnen aufzutreten. Mit einer kleinen Geste zeigte mir diese Frau eine Form der Anerkennung und Solidarität, die ich im Redaktionsalltag leider oft vermisst habe: Ich war die erste – und bin bis heute die einzige – Person of Color, die als verantwortende Redakteurin bei an.schläge dabei war. Hoffentlich nicht die letzte!
Vina Yun war (mit Unterbrechungen) von 2009 bis 2013 leitende Redakteurin.