Bloggen und Barrieren überwinden – eine Netzschau mit spannenden Projekten und Blogs rund um das Thema Disability. Von BRIGITTE THEISSL
Berichte über Menschen mit Behinderung sind oft vollgepackt mit Klischees, mit Floskeln und Vorurteilen, die die Lebenswelt der betreffenden Personen verzerrt darstellen. Die Redakteur_innen von Leidmedien.de (ein Projekt der Sozialhelden in Kooperation mit der Aktion Menschen) kennen solche Geschichten zur Genüge und richten sich mit ihrem Projekt deshalb vorrangig an Journalist_innen. Auf der Website finden sich viele nützliche Tipps für eine sensible Berichterstattung, damit Menschen mit Behinderung nicht nur als Opfer, Leidende oder Held_innen, die „ihr Schicksal tapfer meistern“, in den Medien auftauchen. Darüber hinaus stellen die Initiator_innen nützliche Literaturtipps, Rezensionen und Hintergrundwissen zur Verfügung. Tipp: Wenn ihr einer Person begegnet, die an den Rollstuhl gefesselt ist, bindet sie los!
Im vergangenen Jahr startete Blogger_in Ash gemeinsam mit anderen Twitter-Nutzer_innen den Hashtag #Behindernisse. Die Motivation: Stimmen von Betroffenen* einen Kanal zu geben und aufmerksam auf die strukturelle Diskriminierung und Einschränkung im Leben von BeHinderten – der Fokus liegt auf den gesellschaftlichen Hindernissen – zu machen. Auf be-hindernisse.org wurden die Tweets dokumentiert („Bei ‚Sei doch dabei, bei der Konferenz/Tagung/etc. xyz‘ wird oft die finanzielle Barriere infolge meiner Behinderung vergessen“), zusätzlich finden sich auf der Seite spannende Blogeinträge und Speaker_innen zum Thema. Ash Brugger bloggt außerdem unter hirngefickt.wordpress.com über Liebe, Sex, Beziehungen und andere queerfeministische Themen.
„Kann man da noch was machen?“ hat Laura Gehlhaar ihr Buch genannt, in dem sie Geschichten aus dem Alltag einer Rollstuhlfahrerin erzählt. Der Titel ist Teil eines Bullshit-Bingos, das auch mit Fürchterlichkeiten wie „Du Arme, so hübsch und dann im Rollstuhl“ oder „Sie inspirieren mich“ aufwartet. Auf fraugehlhaar.wordpress.com berichtet die studierte Sozialpädagogin, die mittlerweile als Autorin und Coach arbeitet, pointiert und illustriert mit großartigen Fotos über das Großstadtleben und das Rollstuhlfahren und erklärt, warum ihre Behinderung ein „Arschlochfilter“ ist.
Ninia Binias ist im Netz als Ninia La Grande bekannt. Die Hannoverin, die unter anderem als Poetry Slammerin und Kabarettistin auf der Bühne steht, interessiert sich vor allem für Inklusion, Feminismus und Mode. Auf ninialagrande.blogspot.co.at gibt sie Einblicke in ihre Arbeit und ihren Alltag – zuletzt berichtete die Bloggerin über ihre Schwangerschaft. „Jeder Tag ist Alltag – und dazu gehören Blicke, Sprüche, Barrieren, Beleidigungen, Respektlosigkeiten und positive Diskriminierungen à la ‚Ich bewundere dich dafür, dass du das trotz deiner Größe machst‘“, erzählt Ninia in der „taz“ über ihren Alltag als kleinwüchsige Person.
Karin Hitselberger schreibt nicht nur über Ableismus und ihre Erfahrungen als behinderte Frau, sondern zeigt sich auf Instagram auch als Fashionista und Selfie Queen: www.instagram.com/khitselberger. „Inspired by my passion for all things fashion and beauty related and my realization that there weren‘t many fashion magazine featuring girls who looked like me, I created Ceep Style because I believe that fashion is a playground and that everybody should be able to play!“, schreibt die US-amerikanische Aktivistin.