Mein drittes Kind sollte endlich im Geburtshaus zur Welt kommen, nachdem mein zweites sich standhaft geweigert hatte, sich in Schädellage zu begeben, und wir daher wie schon beim ersten wieder ins Krankenhaus mussten (aber dieses Mal wenigstens mit eigener Hebamme bewaffnet). Die Badewanne im Geburtshaus hatte es mir schon seit langem angetan. Außerdem wollte ich unter gar keinen Umständen noch mal ins Krankenhaus, wenn es sich vermeiden ließ, da die Geburt von Nr. 1 der reinste Horror gewesen war. Meinem Mann war beim Gedanken an eine Hausgeburt aber viel zu mulmig. Also war das Geburtshaus für uns die ideale Lösung. Doch Baby hatte anderes im Sinn …
Den ganzen Tag über hatte ich Übungs- bzw. Senkwehen, wie ich sie von den anderen beiden Geburten kannte. Viel zu kurz und unregelmäßig für „richtige“ Wehen, sagte mir mein Gefühl. Nach dem Abendessen brachte der Papa Nr. 1 ins Bett, und ich machte es mir mit Nr. 2 auf der Couch gemütlich. Beim Stillen kam dann plötzlich eine richtig fiese Wehe. Ich beschloss, die Hebamme anzurufen, aber vorher wollte ich noch schnell aufs Klo, Nr. 2 im Schlepptau. Vom Klo kam ich noch irgendwie hoch, der Druck nach unten war aber plötzlich überdeutlich. Ich rettete mich ins benachbarte Bad auf den Teppich, wo ich es noch schaffte, ein Handtuch unterzulegen, die Hose auszuziehen und den Wasserhahn aufzudrehen, damit Nr. 2 etwas zum Spielen hatte. Und dann konnte ich im Vierfüßler nur noch mitschieben. Mit zwei, drei rasch aufeinander folgenden Presswehen war der Zwerg da und fing gleich zu schreien an. Nr. 2 brüllte solidarisch mit, und ich saß erstmal perplex auf dem Badezimmerboden. Irgendwann wickelte ich das Baby samt Plazenta ins Handtuch und ging ins Wohnzimmer, wo ein sehr überraschter Papa nach dem ersten Schreck doch noch die Hebamme anrief.
Hansi Hubinger ist Trageberaterin, Synthesechemikerin, Vegetarierin, Katzenliebhaberin, Attachment-Parenting-Anhängerin und ein wenig verrückt.