Von Marie Antoinette & Maria Theresa bis zu Marge & Lisa Simpson
Bei manchen ist das Sprichwort „Wie die Mutter, so die Tochter“ ziemlich zutreffend. Als Isabella Rossellini mit 24 Jahren ihr Schauspieldebüt an der Seite ihrer Mutter Ingrid Bergman gab, waren die Ähnlichkeiten unübersehbar. Für Isabella Rossellini war es danach nicht immer einfach, die eigene Balance zwischen bewundertem Vorbild und der Abwehr der ständigen Vergleiche zu finden. Trotzdem hat sie es geschafft, in ihrer Individualität hervorzustechen. Wie die Mutter eben.
Dass Lisa die Parade-Feministin der Simpsons ist, steht außer Frage. Marge hat als wenig kämpferische Hausfrau auf den ersten Blick wenig zur Emanzipation ihrer Tochter beigetragen. Doch auf „BitchMedia“ wird endlich auch Marges liebevolle Ermutigung von Lisas feministischem Freigeist gewürdigt: „Lisa ist unser feministisches Vorbild. Aber wir sollten nie die Bedeutung derjenigen unterschätzen, die dich unterstützen.“ Eine Liebeserklärung an beide.
Die Kulturanthropologin Mary Catherine Bateson sollte sich als Kind möglichst frei entfalten dürfen, ihre Eltern nahmen sie mit auf Feldforschung und waren sehr progressiv. Unter dem Titel „Mit den Augen einer Tochter“ hat sie ihre Erinnerungen an ihre Mutter Margaret Mead aufgeschrieben, die als eine der ersten Ethnologinnen zu Gender forschte.
1970 sprang die linke Journalistin Ulrike Meinhof durch das Fenster eines Lesesaals in den terroristischen Untergrund und war fortan gemeinsam mit Andreas Baader und Gudrun Ensslin Führungsmitglied der RAF. Die Abkehr vom bürgerlichen Leben beinhaltete auch den radikalen Bruch mit ihren Zwillingstöchtern. Bettina Röhl ist heute selbst Journalistin und Autorin, in ihren Publikationen rechnete sie wiederholt mit der 68er-Generation ab. Feminismus bezeichnete sie in einem Artikel als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
Die Aktivistin Assata Shakur war Mitglied der Black Panther. Ihre Tochter Kakuya Shakur wird 1974 im Gefängnis geboren und wächst bei ihrer Oma auf. 1979 flieht Assata nach Kuba, erst 1985 sehen sich Mutter und Tochter wieder. Die feministische Initiative Schwarzer Frauen aus Chicago, Assata’s Daughters, setzt sich mit einem Mentoringprogramm für Mädchen ein.
Alle Mütter sind ihren Töchtern irgendwann peinlich, bei Cosma Shiva Hagen muss die Scham wohl besonders schlimm gewesen sein. Nach ihrer grandiosen Anleitung zur klitoralen Stimulation im TV wurden die öffentlichen Auftritte der esoterischen Punk-Ikone Nina Hagen zunehmend skurriler. Cosma Shiva Hagens Karriere als Schauspielerin und (Playboy-)Modell lief nur mäßig erfolgreich, dafür setzt sie sich sehr engagiert für soziale und ökologische Zwecke sowie die UNO-Flüchtlingshilfe ein.
Marie Antoinette, Erzherzogin von Österreich und spätere Königin von Frankreich, wird bis heute mit der nicht belegten Aussage „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen“ verbunden. Sicher ist, dass sich die Adelstochter aus dem Hause Habsburg nicht mit Ruhm bekleckert hat. Ihre berühmte und prägende Mutter „Kaiserin“ Maria Theresia regierte Österreich mit erzkatholischer Hand und verheiratete Marie Antoinette bereits mit 14 Jahren aus politischem Kalkül.
Die Mutter als beste Freundin? Creepy? Vielleicht. In der Serie Gilmore Girls ist es der Produzentin Amy Sherman-Palladino trotzdem gelungen, eine Mutter-Tochter-Beziehung zu inszenieren, in der Nähe nicht Enge oder emotionale Erpressung bedeutet. Wenn auch nicht immer ohne Drama, so akzeptieren Mutter Lorelai und Tochter Rory doch die Grenzen und Freiheiten der jeweils anderen. Warum sollte Solidarität nicht auch zwischen Mutter und Tochter funktionieren?
Maria Tallchief (1925–2013) war die erste Primaballerina der USA. Als Angehörige der Gemeinschaft der Osage zählte sie zu den Tanz-Pionierinnen „Five Moons“ und gründete mit ihrer Schwester das Chicago City Ballet. Ihrer Tochter riet sie von einem künstlerischen Beruf ab, doch Elise Paschen folgte dem mütterlichen Vorbild und wurde Dichterin. Sie ist Herausgeberin zahlreicher Anthologien und setzt sich für die Literatur weiblicher Native Americans ein.
Mary Shelley lernt ihre Mutter nicht mehr kennen. Kurz nach ihrer Geburt starb die Feministin und Schriftstellerin Mary Wollstonecraft und hinterließ den beiden Töchtern nur ihre Ideen und Schriften. Für Mary Shelley waren diese offensichtlich Inspiration genug, denn obwohl ihr von ihrer Stiefmutter eine Ausbildung verwehrt blieb, verbrachte sie viel Zeit lesend am Grab ihrer Mutter. Auch sie wurde als Schriftstellerin bekannt, ihr berühmtester Roman ist „Frankenstein“.
Texte: LEONIE KAPFER, FIONA SARA SCHMIDT, SIMONE STEURER, LEA SUSEMICHEL und BRIGITTE THEIßL