Eine an.schläge-Anekdote aus der an.schläge-REDAKTION
Als zur Jahrtausendwende die erste ÖVP/FPÖ-Koalition fixiert wurde, war die Stimmung ziemlich am Tiefpunkt, denn allen war klar, dass diese rechte Koalition auch dem Feminismus nichts Gutes bringen würde.
Als Elisabeth Sickl als FPÖ-Frauenministerin angelobt war – genau genommen war sie Sozialministerin und die Frauen waren mitgemeint –, ging es für viele Frauenvereine ums Überleben. Ein Frauenverein hat es nach viel Überzeugungsarbeit geschafft, einen persönlichen Termin bei der Ministerin zu bekommen. Bei dem Termin sind aber dann viele andere Vereine mit aufmarschiert, denn diese Gelegenheit haben wir uns nicht nehmen lassen, Frau Sickl zu zeigen, wie groß die feministische Szene ist. Sie hat sich zu der mündlichen Zusage hinreißen lassen, dass alle Förderungen wie bisher weiterlaufen. Die Sektionschefin im Hintergrund wurde ganz blass.
In den nächsten Jahren wurde es aber immer grauslicher. Sickl wurde bald abgelöst und unter „Frauenminister“ Herbert Haupt haben u. a. die an.schläge keine Förderungen mehr erhalten. Und dann kam der Untersuchungsausschuss. Das parlamentarische Kontrollinstrument wurde von Schwarz-Blau zur Waffe gegen kritische, linke Stimmen. Offiziell sollte die Vergabepraxis des ehemaligen SPÖ-Sozialministeriums an über 200 Vereine, darunter vierzig Frauenvereine, geprüft werden. Die Angst ging um, erste Erzählungen aus den stundenlangen Befragungen machten klar, dass es hier um Einschüchterung und persönliche Erniedrigung ging. „Ihr seid auf der Liste, bereitet euch vor“, wurde geflüstert. Erste Termine im Frühjahr 2002 zeigten, wie absurd die Anschuldigungen waren: Nur Frauen in der Redaktion, verstößt das nicht gegen das Gleichbehandlungsgesetz? In den Vereinsstatuten steht, dass feministische und lesbische Uotpien verfolgt werden – das klingt aber gefährlich … Die Befragungen sollten im Herbst weitergehen, aber vorher platzte die Koalition.
Aber wie oft in Krisenzeiten: Gerade wenn die Luft dünner wird, wächst auch der feministische Widerstand. Zu den vielen Initiativen dieser Zeit zählte die Erstellung des feministischen Regierungsprogramms und der Verband feministischer Medien, den wir gemeinsam mit anderen Medien gegründet haben. Es gibt ihn mittlerweile nicht mehr, aber eine Zeit lang waren dieser Zusammenhalt und das „Wir sind nicht allein“-Gefühl sehr wichtig – überlebenswichtig.
Angela Heissenberger/Redakteurin 1995-2002, Verena Fabris/Redakteurin 1999-2006 und Gabi Horak/seit 1998 in der Redaktion