leben mit kindern
„Das ist meine Sabrina!“. Das sagt das Kind, gestern sechs Jahre alt geworden, zu jedem, der mich fälschlicherweise wieder einmal als Tante oder, noch schlimmer, als Kindermädchen bezeichnet hat.
Zur Erklärung: Das Kind ist unser kleines Polykül (kleine Masse entstanden aus lustvollen chemischen Verbindungen mehrerer großer Massen). Als sie gezeugt wurde und auf die Welt kam, lebten wir in einer Dreier-Poly-Beziehung: Ihr Papa, ihre Mama und ich.
Polyamor sind wir alle geblieben, auch wenn sich unsere Beziehungskonstrukte mittlerweile verändert haben. Julia bleibt ein Poly-Kind und als solches ist sie öfters mit Menschen konfrontiert, die ihre Nase gerne in anderer Leute Angelegenheiten stecken, und hinterrücks, über das Kind versuchen herauszubekommen, in welchem Verhältnis ich zu ihrer Mama und ihrem Papa („ist das überhaupt der leibliche?“) stehe. Zum Beispiel wenn wir drei Eltern mit ihr eine Schultasche einkaufen gehen und wieder eine Verkäuferin fragt: „Na, was sagt deine Tante denn zu der Farbe?“ Oder: „Freust du dich, dass dein Kindermädchen mitgekommen ist?“
Julia wirft ihr dann ihren „Ihr Erwachsenen habt aber auch von gar nichts eine Ahnung“-Blick zu und antwortet in einem Tonfall, der keine weiteren Fragen zulässt, mit: „Das ist NICHT meine Tante – das ist meine Sabrina!“
Meistens ist das Thema dann auch tatsächlich durch. Die wenigen Male, in denen es jemand wagt, danach noch weiter zu fragen, springe ich helfend ein und erkläre je nach Situation: „Wir leben polyamor; ich bin die Freundin der Mutter; ich bin eine Freundin der Familie.“
Doch nun habe ich einmal eine Frage: Wenn die wissen, dass wir wissen, was sie eigentlich wissen wollen, nämlich, warum dieses Kind ein Eltern zu viel hat, warum fragen sie dann das eine Kind und nicht die drei Eltern? Für Julia jedenfalls ist es – noch – ganz normal, dass sie von uns allen betreut und geliebt wird. Und wir hoffen, dass sie auch in Zukunft so natürlich und leicht mit ihrem und unserem Leben umgeht, wie sie das im Moment tut.
Sabrina, 31 Jahre alt, ist Teilzeitmutter einer sechsjährigen Tochter, mit der sie nicht biologisch verwandt ist. Den anderen Teil ihrer Zeit verbringt sie im Büro und organisiert anderer Menschen Chaos.
4 Kommentare zu „heimspiel: Drei Eltern ist eine_r zu viel!“
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