Den ganzen Tag im Pyjama vor sich hin gammeln, Essen vorm PC, Fernsehglotzen, Zähneputzen aufschieben, um es schließlich ganz zu vergessen. Wenn die Ausgangsbeschränkungen in den Monaten März und April sowie Homeoffice bis in den Mai hinein keine Einladung zur Regression waren, was bitte dann? Eine Einladung, mental zurückzufallen in Zeiten zwischen Postpubertät und Mitte der 20er, als man sich seine Passivität so ziemlich allem gegenüber als politische Haltung aufhübschte und die eigene Bequemlichkeit an erster Stelle stand. Als alles irgendwie wurscht war. Genau das ist die passende Gefühlslage, die richtige Einstellung fürs erste und zweite Quartal 2020. Oder besser: Es wäre die richtige Einstellung, würde da nicht eine knapp Vierjährige lauern, um den Durchhänger und die disziplinäre Orientierungslosigkeit gnadenlos auszunutzen. Später Zähneputzen? Sicher! Auf der Couch essen? Okay. Wieder in die Windel kacken – na gut, weil Corona-Zeit ist. Was schauen? Was denn? Irgendwas am Kompjüter! Okay – brauchst noch einen Second Screen für ein bissl Social Media nebenbei? „Lustige“ SMS mit Scheißtrümmerl-Emojis verschicken, an irgendjemand? Meine Güte, warum nicht? Es wäre ja schön, wenn man virusbedingt so gelassen sein könnte, letztlich changieren die elterlichen Entscheidungen aber zwischen völliger Wurschtigkeit und einem plötzlich aufwallenden Gefühl, rechtzeitig die Stopp-Taste zu drücken, bevor man auch pädagogisch in einen No-Future-Modus verfällt, was prompt in erschreckend autoritären Sprüchen und Tautologien endet. Warum keine Schoki mehr? Weil ich es sag! Wieso keine Folge „Paw Patrol“ mehr? Weil genug genug ist. Und so geht es hin und her zwischen ein bissl rumschreien, unlogischen Verboten und reuigem Laissez-faire-Stil. Aber irgendwie muss man im Kleinfamiliengefängnis überleben, während einem der andere mit den Noise-Cancelling-Kopfhörern im Ohr – übrigens: die beste Anschaffung überhaupt – selig aus einer Kapsel der Stille entgegengrinst, weil er gerade nicht mit Kind bespaßen dran ist. So waren sie, die Wochen daheim, der Rest des Jahres wird wohl mit Schadensbegrenzung für die Eltern-Kind-Beziehung draufgehen. So viel dazu, dass Kinder bei den Eltern immer am besten aufgehoben sind. Ha. Ha.
Beate Hausbichlerist Redakteurin bei dieStandard und versucht derzeit nebenberuflich das bisher ganz gut funktionierende Familien-System wieder hochzufahren