Anstatt endlich dafür zu sorgen, dass es kostenfreie, ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung gibt, hat sich die ÖVP wieder einmal ein Modell ausgedacht, wie man Frauen in diesem Land ausbeuten kann.
Wir wissen: Care-Arbeit machen überwiegend Frauen. Auch wenn es darum geht, die Enkelkinder zu betreuen. Das heißt: Die angedachte Großelternkarenz der ÖVP ist eigentlich eine Omakarenz.
Schon jetzt kämpfen ältere Frauen mit Nachteilen am Arbeitsmarkt, die Jobsuche ab fünfzig ist nicht einfach. Zudem kommen fehlende Pensionsansprüche hinzu. Denn Betreuungszeiten und Teilzeitarbeit führen dazu, dass Pensionistinnen im Monat deutlich weniger Geld zur Verfügung haben.
Mit der Omakarenz werden also Frauen erneut in Care-Arbeit gedrängt, die schlechter bezahlt ist. Das bedeutet weniger Geld pro Monat als bei einer Anstellung und es bedeutet langfristig weitere Einbußen bei der Pension.
Der Staat kommt indes bei der Kinderbetreuung seiner Verantwortung nicht nach. Und das Zynische an der Situation ist: Dafür ist die ÖVP verantwortlich. Stichwort Sebastian Kurz, der ein „Bundesland aufhetzen“ wollte, um ja zu verhindern, dass die Kinderbetreuung flächendeckend ausgebaut wird.
Auch bei der Karenz gäbe es noch viel zu tun: Nur ein Prozent (!) der Väter geht in Österreich länger als sechs Monate in Karenz. Zehn Prozent der Väter gehen bis zu drei Monate in Elternkarenz. Wie wäre es also endlich mit verpflichtender Väterkarenz? In Skandinavien funktioniert das sehr gut.
Die Frauen sollen mal wieder richten, wo bei der fehlenden öffentlichen Infrastruktur, bei Kinderbetreuung und Altenpflege gespart wird. Wir Feminist*innen kämpfen schon lange gegen Altersarmut bei Frauen. Darum ist es so wichtig, die Fallstricke der Omakarenz aufzuzeigen und der ÖVP ihr reaktionäres Modell um die Ohren zu hauen.
Karin Stanger lebt und liebt in Wien.