Der Erhalt der (klein)bäuerlichen Landwirtschaft und Ernährungssouveränität sind die wichtigsten Forderungen der ÖBV Via Campesina. MARLENE RADL sprach mit CHRISTINE PICHLER-BRIX über die Anliegen des Bäuerinnenarbeitskreises.
Wie kann der belastenden Situation der Kleinund Bergbäuer_innen entgegengewirkt werden?
Wir fordern mehr Wertschätzung (auch in finanzieller Form) für unsere Arbeit und eine Orientierung der Landwirtschaftspolitik an der Ernährungssouveränität und nicht an der Wettbewerbsfähigkeit am Weltmarkt. Es braucht mehr arbeitende Menschen in der Landwirtschaft und eine regionale, kreislauforientierte, ökologische Produktion von Lebensmitteln. Dafür sollen öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Welche sind die aus Ihrer Sicht gravierendsten Probleme von Frauen in der Landwirtschaft?
Grundsätzlich glauben wir, dass ein erfülltes und gutes Leben für Frauen auf den Höfen und im ländlichen Raum möglich ist. Es braucht dazu aber mehr Akzeptanz für vielfältige Lebensentwürfe von Frauen. Das ist auf den Höfen, wo häufig Alt und Jung sehr nahe zusammenleben, eine große Hürde für Frauen. Sie fühlen sich eingeengt und kontrolliert. Vielfach wird in den landwirtschaftlichen Medien noch ein recht enges Bild davon gezeichnet, wie eine Bäuerin zu sein hat. Physische und psychische Gewalt an Bäuerinnen wird kaum thematisiert. Das ständig sinkende Einkommen und die steigenden Kosten auf den Betrieben belasten gerade auch Frauen sehr und führen zu einer noch größeren Arbeitsüberlastung.
Woran arbeiten Sie im Bäuerinnenarbeitskreis?
Wir organisieren (internationale) Bäuerinnenseminare, führen Gespräche mit politischen VertreterInnen, organisieren Informationsveranstaltungen zu Agrarpolitik, Sozialversicherungsproblematik etc. Darüber hinaus schreiben wir für unsere ÖBV-Zeitung und den Bäuerinnenblog. Wichtig bei unserer Arbeit sind ein respektvoller, wohlwollender Umgang untereinander und möglichst viel Kreativität. Auch der Humor darf bei uns nicht zu kurz kommen. Wir Bäuerinnen bestimmen hier, was wir brauchen und machen wollen.
Christine Pichler-Brix ist Obfrau der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innenvereinigung (ÖBV Via Campesina Austria), lebt am Attersee und hat 13 Mutterkühe.
