There is no business like show business. Nirgends sind die Gemüter und Körper erregter. „Iiiiieeeeee“, kreischen die Polka-Dots-Bacchantinnen in Ekstase, bereit, den Opferstier in Stücke zu reißen. So bedrohlich sie in der Horde wirken, ist doch jede für sich ein niedliches Mädchen, lässt sich kichernd auf den Busen signieren. Und die Jungs?
Ich hatte früher die naive Erwartung, dass sich der Spieß umdrehen ließe: Stelle ein paar coole attraktive Mädchen/Frauen auf die Bühne, lass sie Rock’n’Roll spielen, und die Jungs werden wegbrechen. Irrtum! Der Sex der Frauenbands ist, nolens volens, tausendmal queerer als ein Modehipsterhirn es je begreifen kann. Nicht nur, weil sie angezogen Instrumente spielen. Selbst bei sexy Kylie & Co sind es die Schwulen, die abgehen, wohingegen für heterosexuelle Jungmänner die Konzertpublikumssituation einfach kein schicklicher Rahmen zu sein scheint, ihren Begehrensäußerungen freien Lauf zu lassen. Wo gibt es ein Pendant zur weiblichen Groupie-Kultur? Wo dürfen Männer angesichts der Performance von Frauen in kollektive sexuelle Ekstase fallen? Im, äh, Strip-Club? Tja, das ist wohl was anderes. So was machen wir nicht. Wir sind aufgeklärt und reflektiert und würden uns ohnehin nicht zu solch primitiv-sexualisiertem Fan-Verhalten hinreißen lassen. Wir bewundern still aus dem Off, statt in der ersten Reihe zu kreischen. Schade eigentlich. Wir verschenken Plektren, signieren Platten, Sticker, Karten, doch noch nie wurde meinem Edding ein samtener Jungen-Bauch dargeboten. Aber letztens mussten wir auf einem bebenden Busen unterschreiben und ich habe einen Heiratsantrag bekommen. Von einer 16-jährigen Lesbe. Mamma Mia! Ich tue ja, was ich kann. Aber es sind immer die Mädchen. So hetero kann ich gar nicht sein.
Vera Kropf ist Gitarristin und Sängerin bei Luise Pop (Wien) und Half Girl (Berlin) und hat so was nicht nötig, würde aber, rein aus wissenschaftlichem Interesse, gerne auch mal männliche Teenager in Ekstase sehen.