leben mit kindern
Kinder, kleine zumal, sind wahnsinnig süß. Allerdings auch ziemlich anstrengend. Wer etwas anderes behauptet, lügt entweder, oder hat eines der extrem raren Engelexemplare zu Hause. Noch anstrengender als Kinder sind allerdings die dazugehörigen Eltern. Sie sind engstirnig auf ihre eigenen Sprösslinge konzentriert (purzelt ein fremdes Kind neben ihrem eigenen auf den Boden, achten sie nur darauf, dass ihres nicht in Mitleidenschaft gezogen wird), nicht offen für eine imaginierte Kollektivität (ein an der Ampel abgeschicktes Lächeln von Kinderwagen zu Kinderwagen wird meist mit grimmigem Vorbeiblicken erwidert) und vor allem wahnsinnig verspießert (abseits von traditionellen Rollenmodellen – die Frau bleibt beim Kind, Rosa für die Mädchen, Blau für die Jungs – geht sehr wenig).
Wie oft schon hing ich ermüdet und gelangweilt an einem der Spielorte, die man nur des Kindes wegen aufsucht, und hätte mir ein zumindest latentes Gefühl von Solidarität gewünscht. Stattdessen musste ich meist in innere Emigration gehen, weil ich mit keiner der anwesenden Mütter – Väter trifft man nur in ca. fünf Prozent der Fälle, und die sind natürlich auch nicht besser – irgendetwas Inhaltliches hätte teilen können. Oder liegt das nur an der privatistisch nach innen gerichteten Elternhaftigkeit, die uns alle befällt und unwissentlich gluckig macht, sobald wir mit unserer Brut unterwegs sind? Ich weiß es nicht. Allerdings weiß ich genau, dass ich mir mehr Orte wünschen würde, an denen die Kinder und die Eltern Spaß haben können. Nur weil man Eltern wird, möchte man sich ja nicht aus dem öffentlichen Erwachsenenleben zurückziehen. Warum also nicht Orte schaffen, die für Erwachsene und Kinder, Eltern und Nicht-Eltern spannend und entspannend sind? Denn sich qua seiner eigenen Reproduktion in der betreuungsfreien Zeit nur noch in Eltern-Ghettos zu bewegen, macht wirklich keinen Spaß. Cafés mit angrenzendem Kinderspielzimmer sind zwar nicht gerade eine revolutionäre Erfindung, allerdings kenne ich in Wien, im Gegensatz zu anderen Städten, kein einziges davon. Das wäre doch mal ein Anfang.
Sonja Eismann lebt noch zwei Monate mit Partner und Tochter in Wien, und ist wohl selbst schuld daran, dass Hannah (fast zwei Jahre alt) süchtig nach Youtube-Videos mit lustigen Tieren (“Fant! Miau!” etc.) ist, weil sie dauernd vor dem Computer klebt.