Die Message ist so berührend wie wichtig: Liebe deinen Körper, denn er ist schön, genau so wie er ist. Zwei aktuelle Kinderbücher vermitteln altersgerecht Body Positivity.
Von Gabi Horak
„Liebes Mädchen, ich hoffe, dass dich dieses Buch trösten, anleiten und bestärken wird.“ Die Autorin Jessica Sanders wendet sich in „Liebe deinen Körper“ direkt an ihre junge Leserin. Das Buch ist im Vorjahr in Australien erschienen und der kleine, aber feine Berliner Kinderbuchverlag „Zuckersüß“ hat es für das deutschsprachige Publikum adaptiert. Das Bilderbuch mit kurzen und später auch etwas längeren Texten ist für Mädchen ab acht Jahren gedacht, aber auch Jüngere können – mit Begleitung – bestimmt profitieren. Es geht darum, den Körper als einzigartig, stark und besonders darzustellen. Das Motto: Alle Körper sind gute Körper. Die Illustrationen von Carol Rossetti machen das auf eindrucksvolle Weise deutlich. Sie sind lebendig und bilden Körpertypen in aller Diversität ab – so wie es eigentlich Standard in jedem Kinderbuch sein sollte. Die Botschaft verdichtet sich zum Ende hin zu einem Plädoyer für und Tipps zur Selbstliebe: die eigenen Bedürfnisse wahrnehmen, den eigenen Stil finden, sich innen wie außen liebhaben. Wie in der Einleitung versprochen: Es gibt Trost, Anleitungen zu „Self-Care“ und eine große Portion Bestärkung. Besonders die kraftvollen Illustrationen sorgen dafür, dass jedes Mädchen sich selbst oder auch ihr Vorbild finden kann.
Divers und glamourös. Der Körper steht auch in „Wie siehst du denn aus?“ im Mittelpunkt. Zielgruppe sind Mädchen und Buben ab zehn Jahren, also kurz vor Beginn der Pubertät, in der sich der Körper schnell und stark verändern kann. Dass jede Richtung, in die diese Veränderung geht, gut und „normal“ ist – weil es „normal“ eigentlich nicht gibt – das ist die Botschaft von Autorin Sonja Eismann. Das spiegelt sich auch in der Sprache. Die Autorin selbst erklärt in der Einleitung kindgerecht, wie und weshalb sie inklusive Sprache verwendet und dass das Gendersternchen notwendig ist, aber auch „glamourös aussieht“. Auch in diesem Buch bilden die Illustrationen von Amelie Persson eine Diversität ab, die in keinem Biologie-Lehrbuch zu finden ist. Jedes Kapitel widmet sich einem Körperteil (von Nase über Bauchnabel bis Vulva und Penis) und immer sind ihm Zeichnungen vorangestellt. So gibt es etwa eine Doppelseite mit Brust-Paaren, keines dieser Paare gleicht dem anderen und jedes ist „normal“. Es folgt eine Doppelseite mit mehreren Kurztexten, die jedoch nicht erklären im herkömmlichen Sinne. Die Texte geben vielmehr Beispiele, was dieses Körperteil besonders macht und wie es in unterschiedlichen Zeiten und Teilen der Welt anders gelesen, idealisiert und verändert wird. Immer wieder werden so auch sexistische und rassistische Mechanismen locker mitdiskutiert. Es finden sich verblüffende Fakten, die auch vielen Erwachsenen neu sein werden. Es darf gestaunt und gelacht werden. Am Ende bleibt ein positives Körpergefühl und hoffentlich weniger Scham – nicht nur bei den Kindern.
Wie mir das Buch „Wie siehst du denn aus“ gefallen hat
Ich finde es gut, dass zu jedem Körperteil eine spannende Geschichte erzählt wird. Es wird gezeigt, dass es in anderen Ländern oft ganz andere Schönheitsideale gibt als bei uns. Die Erklärungen sind gut, ich habe alles verstanden und es war auch spannend. Gut gemerkt habe ich mir zwei witzige Fakten: die vom Bauchnabelkäse und dass die Augenbrauen hoch gehen, wenn man höher spricht, und hinunter gehen, wenn man tiefer spricht. Die Bilder waren auch spannend und witzig. Es gibt so viele verschiedene Formen. Wichtig ist, glaube ich, zu erkennen, dass jede und jeder perfekt ist, so wie er oder sie eben ist. Klara, 11 Jahre
Sonja Eismann und Amelie Persson: Wie siehst du denn aus? Warum es normal nicht gibt. Ab 10 Jahren. Beltz & Gelberg 2020, 15,40 Euro
Jessica Sanders und Carol Rossetti: Die Anleitung zur Selbstliebe: Liebe deinen Körper. Übersetzt aus dem Englischen von Anna Kampfmann. Ab 8 Jahren. Zuckersüß Verlag 2020, 25,60 Euro