Kurz vor den anstehenden Wahlen präsentierte die amtierende Bundesvertretung der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien eine umfangreiche Untersuchung zur Wahrnehmung von Diskriminierung an den Universitäten und Fachhochschulen. MARLENE RADL befragte VIKTORIA SPIELMANN vom Vorsitzteam der ÖH zu den Ergebnissen.
Jede*r vierte Student*in in der Umfrage gab an, schon einmal Diskriminierung im Hochschulkontext erfahren zu haben. Welche sind die am meisten betroffenen Gruppen und welcher Art von Diskriminierung sind diese ausgesetzt?
Überdurchschnittlich stark betroffen sind Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und LGBTIQ*-Personen. Diskriminierung findet hier vor allem auf der sprachlichen Ebene statt. Dazu gehören verbale Angriffe und die Verwendung von Stereotypen. Aber auch die ungleiche Verteilung von Ressourcen stellt ein schwerwiegendes Problem dar.
Die Studie zeigt, dass Rassismus vorwiegend unter Studierenden vorkommt, Diskriminierung aufgrund des Geschlechts allerdings vor allem von Lehrenden ausgeht. Gibt es dafür eine Erklärung?
Wir vermuten, dass für die Wahrnehmung von Diskriminierung das soziale Umfeld, in dem Studierende am meisten interagieren, ausschlaggebend ist. So kommt es zum Beispiel in der Verwaltung häufiger zu rassistischer Diskriminierung. In den Meisterklassen auf den Kunst-Unis hingegen, wo Studentinnen sehr viel und vereinzelt mit Lehrenden interagieren, zeigt sich eine überdurchschnittlich hohe Wahrnehmung von geschlechtlicher Diskriminierung, die von Lehrenden ausgeht.
Welche Besonderheiten weist die Studie bei der Diskriminierung von LGBTIQ*-Personen auf?
Auffallend ist, dass LGBTIQ*-Personen neben der sprachlichen Diskriminierung häufiger angeben, auch soziale Ausgrenzung zu erfahren und das Gefühl zu haben, nicht am Alltag teilnehmen zu können. Im Vergleich zu den Betroffenen von geschlechtlicher Diskriminierung suchen LGBTIQ*-Personen aber öfter Hilfe bei institutionellen Einrichtungen.
Wie will die ÖH gegen strukturelle Diskriminierung vorgehen?
72 Prozent der von Diskriminierung betroffenen Studierenden haben sich an niemanden gewandt, wodurch dieses schwerwiegende Problem an Hochschulen untergeht. Es ist daher notwendig, bundesweit Anlaufstellen einzurichten und flächendeckend Richtlinien zur Ahndung von diskriminierendem Verhalten festzulegen. Für Studierende, die nicht aus der EU kommen, muss die gesetzliche Diskriminierung mit doppelten Studiengebühren und beschränktem Arbeitsmarktzugang ein Ende finden.
Präsentation und ganze Studie: www.oeh.ac.at