„FM4“-Radiomoderatorin CLAUDIA UNTERWEGER arbeitet jetzt auch fürs Fernsehen. Seit Februar ist sie die erste schwarze Nachrichtensprecherin im „ORF“. LEA SUSEMICHEL erläutert sie, wie sie als kritisch denkender Mensch ihren Job machen will.
an.schläge: „Der ganze Rummel um meine Person als schwarze Nachrichtenmoderatorin zeigt, wie weit der Weg ist, den dieses Land noch vor sich hat“, sagten Sie kürzlich in einem Interview. Wie weit ist der Weg noch?
Claudia Unterweger: Österreich ist seit jeher ein Einwanderungsland. Die Vielfalt der gesellschaftlichen Realität spiegelt sich allerdings bis heute in der monokulturellen Selbstwahrnehmung der Mehrheitsbevölkerung kaum wider. Es gilt die herrschende Norm: weiß, deutschsprachig, christlich – all jenen, die nicht in diese immer wieder neu festgeschriebene Norm passen, wird signalisiert, nicht „österreichisch“ zu sein. Die ewige Fragerei nach der Herkunft bzw. der „Abstammung“ und nach dem Zeitpunkt einer geplanten „Rückkehr in die Heimat“ verdeutlicht diesen Mechanismus des „Othering“, des Fremdmachens jener, die zwar hier genauso ihren Lebensmittelpunkt haben, denen aber der Alleinanspruch der Mehrheitsbevölkerung auf dieses Territorium klar gemacht werden soll.
Welche Maßnahmen und Strategien sind notwendig für mehr migrantische Medienpartizipation? Sind eigene Medien wie „Biber“oder MigrantInnen-Redaktionen wie „daStandard.at“ zielführend?
Solange MigrantInnen kaum die Möglichkeit bekommen, in Mainstream-Medien selbstbestimmt Inhalte zu gestalten und strukturell gleichberechtigt mitzubestimmen, sind eigene Medien notwendig. so erhalten MigrantInnen oft überhaupt erst die Chance, ihre Stimmen hörbar zu machen und die eigenen Qualifikationen zu schärfen. Auch wenn migrantische MitarbeiterInnen in Mainstream-Medien wahrscheinlich noch lange minorisiert bleiben werden und sich in den Redaktionen der Erfolg beginnender Diversity-Bewusstseinstrainings nur langsam einstellen wird – auf längere Sicht sind für die gesellschaftliche Teilhabe von MigrantInnen sowohl eigene selbstbestimmte Räume als auch die Sichtbarkeit im Mainstream wichtig. Also ist es am besten, beide Strategien parallel zu verfolgen.
Eines der ersten innenpolitischen Themen, Über das Sie im ZIB-Flash berichtet haben, waren die Verschärfungen im Fremdenrecht. Wie viel kritischer Kommentar ist einer Moderatorin grundsätzlich erlaubt?
Diese Frage ist am besten meinen Vorgesetzten zu stellen. Ich definiere meine Aufgabe als Journalistin und kritisch denkender Mensch so, dass ich versuche, Sachverhalte ausgewogen, nach journalistischen Kriterien auf den Punkt zu bringen. Bei der Auswahl der Themen, deren Gestaltung und deren Präsentation fließt naturgemäß auch meine persönliche Perspektive mit ein. Ich gehe davon aus, dass das auch erwünscht ist, sonst hätte man mich nicht für den Job gewählt.