arbeitsfragen in allen lebenslagen
Ich erinnere mich: Es war vor ein paar Jahren. Da spricht der Arbeitsminister anlässlich Ausbildungspflicht und „verschwundener“ Jugendlicher (also solche, die weder in Ausbildung sind noch arbeiten) davon, dass man diesen Jugendlichen Disziplin beibringen müsse. Und dass die halt auch lernen müssten, jeden Tag um sechs oder sieben aufzustehen, um einen Job zu behalten. Kollege B und ich stellen dazu grinsend fest, dass wir mit unseren 32 respektive vierzig Jahren noch immer nicht in der Lage sind, täglich um eine bestimmte Uhrzeit irgendwo geschnäuzt und gekampelt auf der Matte zu stehen. Wir coolen Hunde der arbeitszeitlichen Selbstbestimmung, wir Unkonventionellen.
9-to-5-Job, das ist ein Synonym für einen fremdbestimmten, eher durchschnittlichen bis langweiligen Job. Ein 9-to-5-Trottel (in Österreich vielleicht eher: einE 8-bis-16-Uhr-BeamtIn), sowas wollte man früher nicht werden – wie beige-grau-unsexy, wie nervtötend!
Bei jungen Menschen, die gerade jetzt kurz vor ihrem Eintritt in die Arbeitswelt stehen, ist das anders. Jugendliche haben sehr klare Wünsche an die zukünftige Arbeitswelt, erklärt mir Jugendkulturforscherin Beate Großegger in einem Interview. Sie wollen fixe Arbeitszeiten und eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit. Keine Lust auf Überstunden, keine Lust auf Herumflexibilisieren. Die jungen Menschen wollen die Zeit haben, sich FreundInnen und eventuell sogar der Familie zu widmen. Und sie haben bei ihren Eltern gesehen, dass das oft untergeht.
Man kann die Einstellung auch so zusammenfassen: Arbeit ist nicht alles. Ein fast schon frivoler Anspruch in der Leistungsgesellschaft. Vielleicht haben sich die jungen Menschen vom neoliberalen Leistungszwang emanzipiert. Vielleicht sehen sie aber nur, wie ihnen die Felle davonschwimmen: Angenehme oder einfache Zeiten erwarten sie in ihrem Arbeitsleben nicht. Angeblich hat das „europäische“ Modell der niedrigen Arbeitszeit im globalen Wettbewerb bald ausgedient. Düstere Aussichten.
Irmi Wutscher steht meistens zwischen acht und neun Uhr auf, manchmal auch schon um sieben. Manchmal gar nicht.