arbeitsfragen in allen lebenslagen
Eigentlich sollte ich sie haben. Vom Alter her. Und wegen den getroffenen Entscheidungen. Weil, sicher ist gar nichts und Garantien gibt es keine. Aber in einem umgekehrten „picture-of-Dorian-Gray“-Spielchen trägt zur Zeit die Umwelt die Spuren der Schwerkraft im Gesicht. Ich rede hier nicht von Falten, die nennen wir sowieso Linien und die tun hier nichts zur Sache. Nicht um die Sorgen geht es mir, sondern um das andere S-Wort: die Sinnfrage.
Und die liefert sich im Umfeld gerade einen Grabenkampf. Was mache ich? Wie? Mache ich es gut? Mache ich genug? Soll ich nicht doch lieber …?
Manchmal geht es ums Geld. Vielleicht doch lieber einen Fulltimejob …?
Manchmal um Anerkennung. Vielleicht sollte ich doch mal inserieren, damit eine Rezension …?
Manchmal um Kunst. Vielleicht sollte ich mich doch in die Theorie konkreter Poesie unter Einbeziehung raumtheoretischer Modelle nach Bachtin und der Diathese deutscher Verben vertiefen? (Ach, Quatsch.)
Manchmal um die biologische Uhrzeit. Vielleicht doch ein Kind …?
Manchmal um die gesellschaftliche Uhrzeit. Vielleicht doch Karriere …? (Mist, das Kind schreit.)
Manchmal um Macht. Vielleicht sollte ich doch auf soziokulturelle Projekte setzen, damit ich was bewegen kann?
Und ja. Die Fragen sind alle richtig und die individuellen Antworten darauf können so falsch gar nicht sein. Ein bisschen Glück brauchen wir doch für dieses Ding, das wir Leben nennen. Und eine ordentliche Portion Mut, Einsatz, Freude und Durchhaltevermögen. Und den Willen, uns nochmal neu auszurichten, wenn es uns nötig erscheint.
Trotzdem bin ich dankbar dafür, dass ich von der S-Frage zur Zeit verschont bin. Denn: Antworten hab ich keine. Schon gar keine allgemeingültigen. Außer vielleicht die: Was ist das Midlife, wenn nicht das Aufbäumen gegen die Schwerkraft der Traumwelt. Es ist so weit. Wir fangen nicht mehr nur an, wir probieren uns nicht mehr nur aus. Wir haben gewählt und jetzt haben wir einen bunten Salat aus Bemühungen, Ehrgeiz, Zwischenschritten, Wirrwarr und Gewusel. Nennen wir es Leben.
Mieze Medusa legt ihren neuen Roman ans Herz: Mia Messer (Milena 2012), www.miezemedusa.com