Meine Vulva brennt mal wieder. Sie juckt auch und ohne Wundsalbe kann ich weder pinkeln, ohne vor Schmerz zusammenzuzucken, noch eine Unterhose tragen. Jede Berührung ist eine zu viel. Ich weiß, was mein Gynäkologe dazu sagen wird: Candidose (also Scheidenpilz). Oder bakterielle Vaginose (also eine bakterielle Infektion). Oder überhaupt am besten: Vulvovaginale Candidose. In dem Fall feiern die Bakterien und Pilze eine fette Party miteinander und es tut einfach scheiße weh. Ich leide bereits seit Jahren unter diesen chronischen vaginalen Entzündungen. Es hat Jahre gedauert, bis ich überhaupt herausgefunden habe, dass diese Erkrankungen chronisch sein können und dass meine Symptomatik gar nicht so selten vorkommt. Meine Verzweiflung hat mich zu einem Privat-Gynäkologen geführt, der „Spezialist“ auf diesem Gebiet ist. Tatsächlich hat mir seine Langzeittherapie besser geholfen als all die Cremes und Mittelchen zuvor – aber auch nur bis zu einem gewissen Grad. Anstatt alle zwei Monate habe ich jetzt nur noch jedes halbe Jahr Beschwerden. Besagter Gynäkologe bekommt von mir allerdings auch für jede Ordination beinahe 200 Euro. Ich kann auch gar nicht mehr zählen, wie viel Geld ich bereits für Probiotika ausgegeben habe, um nach all den hochdosierten Antimykotika und Antibiotika meine Flora wieder einigermaßen aufzubauen. Mittlerweile habe ich die Nase gestrichen voll von der androzentrischen Medizin, die es nicht für wichtig genug erachtet, mehr Ressourcen in die Forschung zu stecken und ganzheitliche, sinnvolle Lösungen für „frauenspezifische“ Probleme zu finden. Denn zusätzlich zu den Kosten nervt auch die Abgabe der Verantwortung an die betroffenen Personen: Hätte ich nicht mal wieder zu viele wechselnde Sexpartner*innen gehabt, wäre meine Flora vielleicht in Ordnung. Hätte ich nicht vergessen, meine Unterhosen immer mit neunzig Grad zu waschen, keinen Zucker zu essen, nie zu rauchen, keinen Kaffee und keinen Alkohol zu trinken und niemals in die Sauna oder einen Pool zu gehen, wäre meine Flora vielleicht ebenfalls in Ordnung. Ich will aber auch noch leben. Gebt mir eine Alternative!
Sophia Foux träumt von kompetenten, kassen– finanzierten, verständnisvollen und sexpositiven Gynäkolog*innen und ist mehr als offen für Empfehlungen.