Ich habe gerade das ambivalente Vergnügen, an der Uni in einem Projekt zu arbeiten, das auf die Inklusion vulnerabler und marginalisierter Personengruppen achtet. Ambivalent ist das Vergnügen, weil das Projekt leider groß genug ist, um von der Uni-Leitung abgesegnet werden zu müssen.
Letztlich sind es zwei strukturelle Gegebenheiten, die mich dabei phasenweise aufgerieben haben. Erstens bin ich kleine Teams mit flacher Hierarchie gewöhnt und nach einigen Wochenenden und Nächten, die ich durchgearbeitet habe, ist mir der Befindlichkeitszirkus im Haus am Ring nur noch wie der Limbus erschienen, der vor dem Eingang zum Höllenkrater durchschritten werden muss. Natürlich ist die Uni nicht die Hölle, aber die hierarchisch motivierten Befindlichkeiten, die in vielen Abteilungen dort herrschen, sind eine Arbeits- und Motivationsvernichtungsmaschinerie, die jeden Anspruch an effiziente Arbeitsweisen im Keim erstickt. My own personal hell.
Das zweite strukturelle Problem – und hier verlassen wir den Boden der persönlichen Betroffenheit – stellt die demografische Zusammensetzung der oberen Hierarchie-Ebenen der Universität dar. Dank gesellschaftlicher Veränderungen ist ein Anspruch an Diversität und Inklusion zwar als State of the Art auch an der Uni angekommen, doch aufgrund der homogenen Suppe aus weißen, körperlich und psychisch normativ befähigten, cis-geschlechtlichen Personen in Leitungsfunktionen wird „Diversität und Inklusion“ nicht als Mittel zur Durchsetzung von Politiken der Gerechtigkeit behandelt, sondern als Vorbeugung gegen ein scheinbar immanent drohendes PR-Desaster. „Inkludiert werden“ müssen immer nur „die Anderen“ und das führt dazu, dass diese Inklusion permanent so in Erscheinung treten muss, dass sich Mehrheitsangehörige dabei nicht unwohl fühlen. Anders formuliert: Die Umsetzung von Diversitätsmaßnahmen an der Uni ist zuallererst dazu da, dass sich Mehrheitsangehörige dadurch beruhigt fühlen. Anti-Rassismus klingt halt einfach so hart. Muss es denn Anti? Und muss es Rassismus? Brrr.
Towander Flagg hat nicht den Schneid, der Uni-Leitung eine Ausgabe von „Talking Back“ zu schenken. Sie ist jetzt aber mal auf Urlaub und liest dort Sara Ahmed.