eine lady genießt und schreibt
Cameltoes (wörtlich: „Kamelzehen“), so wird Frauen eingeredet, seien geschmacklos und ein Grund, sich zu schämen. Tatsächlich war es alles andere als angenehm, als ich letztens an der Ampelkreuzung stand und plötzlich bemerkte, dass mich die gegenüber stehenden Passant_innen seltsam anstarrten. Erst viel später fiel mir auf, dass sich das untere Ende meines (viel zu langen) T-Shirts in meinem Schritt verfangen und sich dabei eine Kamelzehe im XL-Format geformt hatte. Oha.
Auch wenn mir nicht gleich jede Person zwischen die Beine gucken muss – ich mag meine Pussylippen, wie sie sind: groß, füllig, gut gepolstert. Manche mögen meinen: zu groß, zu füllig, zu gut gepolstert. Hey, euch lasst gesagt sein: Mein Kamel reitet ihr nicht! Dabei habe ich nicht einmal so sehr etwas gegen die – zumindest untenrum weitgehend – hügelfreie Barbie-Ästhetik, wo alles schön glatt, kontrolliert und eben ist. Bloß ist sie nicht meine Realität, weswegen mir Slip-ähnliche Einlagen wie „Camel No“ oder „Cuchini“, die verhindern sollen, dass sich die Vulva allzu deutlich durch die Kleidung abzeichnet, nicht ins Haus kommen. Natürlich gibt es aber auch das andere Paradox: Schamlippen-Tuning mittels Aufspritzungen und Straffungen, die einen prallen, „jugendlichen“ Cameltoe versprechen. Liebe Schönheits- und Kosmetikindustrie, lasst euch doch besser etwas einfallen, das uns den Anblick der vielen allzu freiheitsliebenden männlichen Arschritzen erspart …
Einer der besten Zehensager stammt übrigens aus einem Hollywoodfilm, in dem Shelly, ein 12-jähriges dickes Teen-Girl, das in der Schule für ihren „Cameltoe“ verspottet wird, mit großem Ernst erklärt: „Kamelzehen sind tough. Sie gehen über die ganze Wüste und heiße Steine. Auch ich bin tough.“ Mehr Shellys für diese Welt!
Suzy Fountain gönnt sich eine Schreibpause und verabschiedet sich vorübergehend aus dem Autorinnenreigen dieser Kolumne. Liebesbriefe und Fanpost gehen hierhin: suzy.fountain@gmail.com