sex. eine lady genießt und schreibt
Es gibt Erscheinungen der Schwulenkultur, deren Import in lesbische Kontexte nur mäßiger Erfolg beschert war. Zum Beispiel: Darkrooms. Zugegeben: Im Internet-Zeitalter, in dem das nächste anonyme Sex-Date nur ein paar Klicks kostet, sind Darkrooms nicht gerade der letzte Schrei. Dort, wo sich Menschen unbekannterweise im Dunkeln begegnen, ohne Begrüßungs- und Romantikfloskeln, man aber auch sonst kaum die eigene Hand vor Augen sieht und stattdessen das Ziel erfühlt: Let’s fuck.
Meine Darkroom-Erfahrungen lassen sich an einer Hand abzählen. Nummer eins: Rummachen mit meiner damaligen Freundin sowie meiner besten Freundin während einer Party in der Rosa Lila Villa. Wo wir uns tagsüber mit der Coming-out-Gruppe trafen, wälzten wir uns nun auf Matten herum und fühlten uns ziemlich verrucht. Nummer zwei: Rummachen mit einer Baby-Butch-Dyke, die mich heftig anschwärmte. Für mehr als eine heiße Küsserei reichte es aber von meiner Seite her nicht. Von anonym jedenfalls keine Spur – so wie bei den zwei anderen Lesben, die sich nach längerem Zögern endlich kichernd reintrauten.
Nummer drei war zugleich mein erster Lesben-Darkroom in: Amsterdam! Wenn irgendwo ein Darkroom für Lesben funktioniert, dann wohl hier. Dachte ich. Und lag total daneben. Gähnende Leere, den ganzen Abend lang. Was wilden Gerüchten zufolge in Berlin oder Hamburg tadellos funktionierte, erwies sich in der Grachtenstadt als Superfail. Nummer vier: eine Sexparty in einem Swingerclub, der einen Abend lang exklusiv für ein lesbisch-queeres Publikum reserviert war. In der Mini-Dunkelkammer landete ich, weil ich meinen Schwarm suchte, dem ich wie verrückt nachlechzte und der mir auch allerlei Hoffnungen machte. Bis ich ihn ebendort mit einer anderen – oder besser: in einer anderen (anstatt in mir) – fand. Was soll ich sagen: Wäre das Licht in diesem Darkroom tatsächlich aus gewesen, hätte ich mir so manche Enttäuschung gespart.
Suzy Fountain mag es am liebsten bei Dämmerlicht.