entdeckungen im alltag
Ich freue mich über die ersten Sonnenstrahlen. Ganz ehrlich. Es ist toll, wieder auf der Parkbank sitzen zu können, ohne Haube, dicken Schal. Alle lachen, sind kontaktfreudig und endlich wieder besser drauf. Tatsache ist jedoch, dass es im Park meiner Wahl so wenige Bänke in der Sonne gibt, dass wir – mein Sohn und ich – sie immer mit anderen Menschen teilen müssen. Und das ist der Punkt, an dem es meist nicht mehr so fein für mich ist. Unbehaglich rutsche ich hin und her, immer in Erwartung einer dummen Ansage. Meist dauert es nicht lange, bis diese, begleitet von einem supersüßen Lächeln, auch kommt: „Sie sprechen so ein schönes Deutsch. Toll.“ Die Oma gestern konnte sich kaum noch halten vor Begeisterung. Beide Daumen hoch gestreckt, schrie sie mir entgegen: „Echt super!“ Darauf mein Sohn: „Was ist das?“ Mit Blick auf die Alte sage ich: „Das wüsste ich auch gerne.“ Mein fragender Blick hat sie leider dazu motiviert, den Satz nochmals zu wiederholen, diesmal mit dem Zusatz: „Sie sprechen so ein schönes Deutsch, es ist eine Freude, Ihnen zuzuhören.“
Wie darauf immer wieder reagieren? Sauer? Wütend? So tun, als hätte ich nichts verstanden? Höflich mit einem „Danke“ auf den Lippen wegdrehen?
Langsam sollte ich wirklich einen Umgang damit finden, schließlich muss ich auch noch meinem Sohn beibringen, wie er in Zukunft solchen Mist parieren kann. Ahhhhhhhh … Ich wollte doch nur in der Sonne sitzen, Kieselsteine werfen, Bagger auf- und abladen. Was soll der Scheiß? Ja, ich lebe schon lange genug in diesem Land, um zu wissen, dass solche Szenen noch zu den harmloseren gehören. Oftmals ist’s ja auch schlimmer: Fragen nach der Heimat – Heimat, what the fuck? –, nach der Rückkehr dorthin, nach dem Kind und seinem Vater, dazwischen ein paar FPÖ-Stammtisch-Ansagen loswerden und so weiter und so fort. Heute habe ich zu einem alten Trick gegriffen: Blickdicht. Schwarz. Verspiegelt. Die gute alte Sonnenbrille. Und weil der Frühling gerade erst begonnen hat und der Sommer noch vor der Türe steht, werde ich mir noch ein paar zulegen, in allen Farben des Regenbogens. Hauptsache blickdicht.

Belinda Kazeem ist freie Autorin und lebt in Wien.