Yuria Knoll
Jeden Winter zeigt sich, dass mein Körper in der kalten Jahreszeit mehr braucht. Mehr Aufmerksamkeit, mehr Medikamente, mehr Ruhe, mehr Physiotherapie, die wegen der Pandemie momentan nicht möglich ist. Dazu kommt jetzt auch noch ein zweiter Lockdown. Im Nachhinein ist es fast lustig, dass ich Anfang des Jahres an dieser Stelle einen Text über Neujahrsvorsätze geschrieben habe. So kann’s gehen. Wie viele andere auch bin ich erschöpft, in jeder Hinsicht. Um auch diese anstrengende Zeit zu überstehen, konzentriere ich mich auf alles, was mir Kraft und Freude bringt. In den letzten Monaten ist mir klar geworden, wie wichtig Gemeinschaft ist. Momentan greife ich oft auf mein persönliches Netzwerk zurück – sowohl für praktische als auch für moralische Unterstützung. Knapp zwei Monate sind es noch bis Ende des Jahres, wer weiß, was da noch auf uns zukommt. Umso wichtiger ist es, sich umeinander zu kümmern, aufeinander zu achten. So verlockend der Mythos von komplett unabhängigen Einzelgänger:innen auch ist, niemand ist wirklich Einzelgänger:in. So spielt das Leben nun mal nicht. Irgendwie hoffe ich schon, dass wir auch etwas aus diesem Jahr lernen, mehr Solidarität und Fürsorge gegenüber der Gemeinschaft z. B.. Oder Jonglieren, Jonglieren zählt auch.
Yuria Knoll ist Tänzerin und eine von wenigen Schauspieler:innen im Rollstuhl im deutschsprachigen Raum. Sie lebt in Wien und hofft, dass auch dieser Winter zu Ende geht.