auch feministinnen altern
„Von heute an will ich nicht älter werden / vom Älterwerden krieg ich nur Beschwerden / da läuft die Nase, ich hab ein Raucherbein / die Zähne fallen aus, ich krieg ‘nen Heiligenschein …“ Im Radio er-öffnen Bärchen und die Milchbubis mit dem Song „Ich will nix älter werden“ einen Beitrag über ein neues Buch, das in 36 Interviews vom Älterwerden prominenter Punks erzählt. Zwar nicht von einem Raucherbein, aber doch von Rückenschmerzen und einer laufenden Nase – Nebenhöhlenprobleme! – kann ich auch bereits berichten. Ich bin nämlich frische vierzig! Und damit in bester Gesellschaft! Mein soziales Umfeld ist überzeugt, dass vierzig sein o.k. ist. Auch eine Freundin, die zwei Wochen vor mir Geburtstag hat, versichert mir, dass der runde Geburtstag gar nicht so schlimm sei. Sie muss es wissen, denn ihr Vater hat ihr eine Geburtstagstorte in Form eines Männertorsos geschenkt – inklusive eines gepiercten Marzipanpenis! Während ich ein Stück Hoden verspeiste, ziehe ich kurz Bilanz: Ich habe noch keinen Doktortitel, kein Buch geschrieben und keine Biennale kuratiert, aber immerhin bei einer ausgestellt. Auf einer internationalen Website, auf der zeitgenössische Künstler_innen nach Erfolg bewertet werden, belege ich Platz 46.895. Zum Vergleich: Andy Warhol belegt Platz eins, ist allerdings bereits tot, und Cindy Sherman Platz sieben. Von Beruf prominente Künstlerin zu sein, bleibt wohl eher unerreicht. Positiv bilanziere ich, dass ich, seit ich die Haare färbe, nie für vierzig gehalten werde, fast immer positiv bin, nicht schnell aufgebe, in einer aufregenden Beziehung lebe, von den besten Freundinnen der Welt umgegeben bin und meine Eltern so geschmackssicher sind, dass mir mein Vater nie im Leben einen Gag-Kuchen mit einer Vagina aus Marzipan schenken wird.
Christiane Erharter wurde am 19. März 1974 geboren und ist im Sternzeichen Fisch, Aszendent Jungfrau. Sie ist seit Dezember verpartnert und keine Jungfrau mehr, aber immer noch ein bisschen Punk.