auch feministinnen altern
Neugierig gehe ich durchs Freibad, sondiere das körperliche Geschehen und die neuen Trends. Intimrasuren und Bikinifiguren haben das ganze Jahr Saison, aber im Sommer ist der Blick darauf unverstellter. Je nach hetero- oder homosexueller Neigung lässt sich sagen, dass in Wien Brazilian Waxing mit oder ohne Landungsstreifen absolut out ist und stattdessen jetzt Sugaring mit Undercut angesagt ist. In der „New York Times“ habe ich zudem gelesen, dass auch meine wuchernde Intimfrisur voll im Schamhaartrend liegt, den Stars wie Gwyneth Paltrow und Lady Gaga gestartet haben. Angesichts der medialen Präsenz des Themas „pubic hair“ wäre wohl die Bezeichnung „public hair“ treffender.
Auf der Freibadpromenade mache ich keine Bikinifigur, denn am Nacktstrand vom Gänsehäufl trage ich ohnehin keine Badetextilien. Hinzu kommt, dass meine Füße nicht dem klassischen Schönheitsideal der Antike, wonach der Zeigezeh länger zu sein hat als der große Zeh, entsprechen. Weiters kann ich auch nicht mehr mit schlanken Fesseln aufwarten. Hoffentlich bekomme ich keine Elefantenfüße. Auch die Feministin setzt sich ein Leben lang mit dem Körper auseinander, vor allem beschäftigt sie sich dabei kritisch mit den Normvorstellungen, denen er unterliegt. Selbstverständlich teile auch ich die Kritik an der körperlichen Selbst- und Fremdoptimierung, richtet sich der Blick allerdings auf die eigene Körperlichkeit, wird die Liste der zu bemängelnden Makel und Alterserscheinungen dennoch immer länger. Dann erinnere ich mich an einen Beitrag über Krampfadern und Schönheitsoperationen, den ich vor Jahren für die Radiosendung „CH.I.C. in der Wunderwelt“ gemacht habe. Die Conclusio des damaligen Beitrages: Zeigt her eure Beine – trotz Besenreisern und Krampfadern! Im Sommer 2014 bitte auch die Elefantenfüße!
Christiane Erharter hatte schon mit 14 ihre erste Krampfader, im Laufe der Jahre sind unzählige Besenreiser dazugekommen. Diese werden nicht nur im Wiener Stadionbad und im FKK-Bereich des Gänsehäufls zur Schau gestellt.