auch feministinnen altern
Jeder Tag, an dem ein neues spannendes oder dummes Computerspiel auf dem Notebook erscheint, ist ein gewonnener Tag. Vor allem dann, wenn noch niemand auf die Idee gekommen ist, dass Menschen ab dem sechzigsten Lebensjahr nicht mitspielen dürfen. Weil sie sowieso nichts von PCs verstehen, erst einen Grundkurs als AnalphabetInnen machen müssen und in den SeniorInnen-Club zu Kaffee und Kuchen gehören, wo sie ruhig und friedlich gehalten werden.
Seltsamerweise sieht man immer häufiger ergraute Köpfe, die zusammenstecken, um auf dem Smartphone zum Beispiel „Talking Tom“ über den Screen hopsen zu lassen. Die Hoffnung, dass die lieben Enkelkinder ihnen ein neues Spiel zeigen, wird göttinseidank oft genug erfüllt. So kann man in einer geheimen Session gemeinsam neue Spiele entdecken, ohne dass der Eltern-Generation bereits wieder Verbotsregelungen einfallen. Denn wenn schon die Großmütter sich nicht zu blöd sind, stundenlang „Farmville 2“ oder Ähnliches zu spielen, halbe Nächte lang Felder zu bewirtschaften, Kühe einzukaufen oder Schweine zu füttern, dann ist der Untergang des Abendlandes sowieso absehbar.
Natürlich gibt es auch seriöse ältere Menschen, die sich weigern, Computerspiele zu spielen. Ob sie nicht heimlich nachts ihr Netbook aufschlagen und dann auf die Jagd gehen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben.
Spaß macht es auch, in Wimmel-Spielen stundenlang irgendwelche Gegenstände zu suchen, um in die nächste Stufe zu kommen. Besser als allein vor dem Fernseher zu verrotten ist es allemal.
Birgit Meinhard-Schiebel ist u.a. Gründerin der Facebook-Gruppe „Alter ist nichts für Feiglinge“, www.facebook.com/birgit.meinhard-schiebel