Da hat man sich endlich zu einem ökologisch halbwegs verantwortungsvollen Menschen gemausert. Mit stinkendem Biomüll in der Wohnung, plastikreduzierten Einkäufen, wöchentlichem Bio-Kistl vom Bio-Bauern mit Bio-Produkten, striktem Dosenbierverbot und arrogantem Naserümpfen in Klos von Leuten, die tatsächlich immer noch Feuchtklopapier verwenden. Man glaubt es kaum!
Doch der Biolifestyle wird mit Kind so richtig hart. Nein, es geht nicht um die eh schon oft gehörte scharfe Beobachtung, dass keine Kinder ja die beste Ökobilanz brächten. Übrigens ein etwas widersinniger Ansatz, man will den Planeten schließlich für – oder zumindest auch – die Menschheit retten. Aber gut. Jedenfalls: Ist ein Kind dann doch da, hat man die Wahl zwischen völliger Selbstaufgabe und klimaschädlichem Überlebenswillen.
Kaum endet die Windel-Flut, entwickeln diese Racker eine unbändige Konsumgier nach allerlei Müll. Man kommt kaum an einem Überraschungsei mit Plastikschrott im Inneren vorbei, der vom gerade noch soo begeisterte Kind nach geschätzten drei Sekunden achtlos ins nächstbeste Eck geworfen wird. Auch Playmobilfiguren aus unzerstörbarem Hartplastik verursachen ökosensiblen Eltern Alpträume, in denen die „Family Fun“-Modelle in ferner Zukunft wie neu neben den eigenen sterblichen Überresten liegen. Auch die Duplo-Autos und Bauteile werden uns alle ohne mit der Wimper zu zucken überleben. Da verwest rein gar nichts.
Vom Essen gar nicht zu reden: Man kauft die x-te Plastikflasche, denn wer vergisst nicht ständig, für unterwegs eine aus Glas einzupacken. Und wenn ausnahmsweise mal nicht, zerbricht sie, wenn der Jutesack runterfällt. Scherben auf dem Gehsteig, auch ein paar auf dem Radweg, im Jutesack, Blicke von Passant*innen, vorwurfsvolle von Radfahrer*innen, die sich schon beim Reifen flicken sehen. Im Hintergrund rauscht ein riesiger SUV vorbei, der Fahrer wirft den Kopf in den Nacken und lacht schallend über die Szene mit der doofen Öko-Mum. Gut, letzteres war wahrscheinlich eingebildet. Aber vielleicht flüstert uns diese Vision zumindest ein, dass politische Wut mehr bringt als das schlechte Gewissen, wenn man beim Überraschungsei mal wieder nachgegeben hat.
Beate Hausbichler ist Redakteurin bei dieSTANDARD.