leben mit kindern
Während Denice einige Seiten weiter jeden Monat von ihrem irrsinnig aufregenden, prall gefüllten Leben voller queerer Partys und Sex erzählen darf, ist mein Ressort weiterhin „mein Leben mit Kindern“: Es gilt also, das tägliche „Familienglück“ glamouröser zu machen.
Gestern beim Laternenfest des Kindergartens im schon finsteren Schlosspark war so ein Moment voller Pomp und Silberglitter gekommen: Versteckt unter einem präparierten Regenschirm, über den ein weißer Satinstoff bis zum Boden herunterhing, und mittels einer in den Schirm montierten Taschenlampe, tanzte unsere Tochter mit sechs anderen Kindern in gleicher Kostümierung einen leuchtenden, wabernden „Quallentanz“ zur Filmmusik von „Die fabelhafte Welt der Amelie“.
Es war gar nicht weit entfernt von einigen Burlesque-Nummern oder frühen Avantgarde-Filmszenen, die ich so kenne, wenn auch die Kostüme darunter Daunenjacken und Skihosen waren. Nach dem großen Auftritt rannten alle Kinder völlig euphorisiert in die Arme ihrer Eltern, um zu erfragen bzw. bestätigt zu bekommen, ob sie es eh toll, super, wunderbar, cool usw. gemacht haben und die Komplimente entgegenzunehmen. Unsere war natürlich auf jeden Fall die Tollste! (Auch wenn wir uns bis zum Schluss nicht sicher waren, welche Qualle sie nun eigentlich war.)
Ansonsten hat sie mich neulich gefragt, ob der Max vom Kindergarten eigentlich eine Scheide hat oder „das Andere“. Mit drei Jahren hatte sie mir schon Mal von der „Wurstscheide“ eines Buben erzählt und dass er die Wurstscheide zum Lulu machen in die Hand nehmen kann. Ich hatte das damals natürlich umgehend aufgeklärt und festgehalten, dass die Wurstscheide in Wirklichkeit Penis heißt. Aber sie hält es auch zwei Jahre später weiterhin mit Beatrice Preciado, die Penis als Biodildo begreift, weshalb logischerweise nicht nur „alles Dildo“, sondern auch „alles Scheide“ ist.
Eine (Hetero-)Mutter findet, ich sollte schleunigst ein Puzzle oder Ähnliches kaufen, wo ein nackter Bub drauf ist, damit sie sich „spielerisch mit dem Unterschied auseinandersetzen kann“.
Elsa Hohlwein lebt mit ihrer Freundin und zwei Kindern in Graz und findet, es gibt noch keinen Grund zur Panik.
1 Kommentar zu „heimspiel: Wurstscheide“
Pingback: an.schläge Dez 2012/Jän 2013 | sisterresist