Beate Hausbichler
Es ist die dritte Kolumne seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Und alles, was auch nur irgendwie mit „Heim“ oder „Zuhause“ in Zusammenhang steht, wurde im vergangenen Jahr derart überstrapaziert, dass man eigentlich kein einziges Wort mehr darüber verlieren will. Die Wohnung wird, ob der vielen Zeit, die man 2020 dort verbrachte, mehr und mehr zum Feind. Der Einzige, der sich jetzt noch sichtlich motiviert durch die Wohnung bewegt, ist unser neuer Mitbewohner: ein Staubsaugerroboter. Er heißt, wenig originell, Staubi.
Schon allein die Auswahl war politisch aufgeladen: Soll es das amerikanische Modell oder das chinesische sein? Es wurde das amerikanische und ich muss zugeben: Er ist hinreißend. Bisher hatten wir nie ein gröberes Problem mit dem Putzen. Gut, ein Heidenspaß war es nie. Insbesondere beim Staubsaugen musste ich immer an diese Frau denken, bei der ich vor weit über zwanzig Jahren putzte und auf ihre Gschrappen aufpasste. Wie panisch sie immer wurde, sobald der klobige Staubsauger einem ihrer schnieken Möbelstücke nahekam. Doch abgesehen vom Saugen ist putzen schon okay. Und es ist mir tausendmal lieber, als vor einer bezahlten Putzkraft aus der Wohnung zu fliehen, wie es so viele erzählen, die putzen lassen. Irgendwie mag man dann doch nicht so gern dabei sein, wenn jemand anderer den eigenen Dreck für gerade so viel Geld wegmacht, dass es einem finanziell nicht wehtut.
Doch jetzt, wo man ständig in dieser verfluchten Wohnung sitzt und sieht, wo überall schon wieder neuer Lurch sitzt, kann man sich das Putzen als rechtschaffene Handlung immer schwerer schönreden. Deshalb macht Staubi das jetzt. Er düst munter in jede Ecke und versucht immer wieder aufs Neue unter die Küchenkasteln zu kommen, obwohl er es schon mehrmals erfolglos versucht hat. So lieb.
Und wir? Schauen ihm erfreut zu und lupfen ihn liebevoll über für ihn unüberwindbare Hürden.
Und um seine finanzielle Situation im Alter oder im Krankheitsfall müssen wir uns auch keine Sorgen machen.
Beate Hausbichler ist Redakteurin bei dieStandard und hat sich einmal alle Fenster von einer Profi-Firma putzen lassen. Dann hat es weniger Stunden später auf die blitzblanken Fensterscheiben geregnet.