leben mit kindern
Diese wohlbehüteten Kinder, die so schön nach der Schrift reden und noch nicht mal einen Meter groß lässig mit fremden Erwachsenen smalltalken, ihnen womöglich ein bisschen die Welt erklären – man mochte sie als kinderloser Mensch nicht wirklich. So klein und schon eine bildungsbürgerliche Nonchalance, dass es einem die Zehennägel aufstellt.
Jetzt, mit Kind, verändert sich die Beobachtung anderer Kinder mit AkademikerInnen-Eltern. Da landet man schnell bei der Frage, wie es dann ist, wenn sich das eigene Kind schnurstracks auf eine andere soziale Klasse als die zubewegt, der man sich noch immer nah und solidarisch verbunden fühlt. Obwohl man ja selbst inzwischen zu diesen AkademikerInnen-Eltern gehört, die ihrem Kind ziemlich viel bieten können.
Und so wird das Kind glücklicherweise wohl nie die Erfahrung seines Vaters machen müssen: wie es ist, wenn es einem bis heute im Nacken sitzt, dass der cholerische Küchenchef eines speckigen Landhotels während der Lehre ständig in selbigen brüllte. Und wenn man sich dann später im Job als „Gschdudierte“ oft so fühlt, als hätte man sich irgendwie verirrt oder reingeschwindelt, während sich andere dort wie ein Fisch im Wasser bewegen. Oder dieses Unbehagen auf der Uni, das die dritte Leistungsgruppe einer Hauptschule und das Polytechnikum verursachen. Und später, wenn man die Einzige ist, die genau wissen will, wie sich ein Leben mit einem einzigen Lehrauftrag zu vierhundert Euro monatlich ausgeht, weil für alle anderen die Eltern selbstverständlich auch im Erwachsenenalter eine Geldquelle sind – wenn auch unsichtbar in Form einer Eigentumswohnung. Wenn man zwanghaft jedeN zum Quadratmeterpreis der Mietwohnung befragt, weil man wissen will, wie andere das mit den ständig steigenden Mietpreisen machen.
Es ist seltsam, dass all das für das Kind keine oder zumindest weniger eine Rolle spielt. Doch spätestens, wenn es sich theatralisch um seine Zukunft gebracht sieht, nur weil man nach einer finanzierten Ausbildung oder einem Studium den Geldhahn zudreht, muss es sich wohl die eine oder andere Anekdote aus der eigenen Geschichte anhören.
Beate Hausbichler ist Redakteurin bei „dieSTANDARD“ und lernt gerade mit ihrer Tochter dank der Kinderbuchreihe „Wieso, Weshalb, Warum“ einiges an Allgemeinwissen nach.