Beate Hausbichler
Zurück in die 50er-Jahre.
Ich hasse Autofahren. Das ist angesichts der Klimakatastrophe und des längst überfälligen Umbruchs der Automobilindustrie nun wirklich kein Problem. Es ist auch ziemlich 1980er zu glauben, man müsse sich eines liberal-feministischen Ansatzes wegen mit allem beschäftigen, was unzähligen Männern unfassbar wichtig ist. Allein, um in sämtlichen Bereichen des Hirnverbrannten gleichziehen zu können. Eine Frau, und – huch! – eine schlechte Autofahrerin? Wenig ist mir egaler.
Aber Auto haben wir eines. Einen Hybrid, sei zu meiner Ehrenrettung gesagt. Dass das nicht meine Idee war, muss ich wohl nicht dazusagen. Fahren? Wenn es nicht unbedingt sein muss: lieber nicht. Das entgeht der Anwesenden im Kindersitz natürlich nicht: Mama ist meistens Beifahrerin, Papa meistens der am Steuer. Meine Güte, es gibt schlimmere Schieflagen bei Hetero-Paaren. Alles cool. Jedenfalls bis die Sechsjährige ein Gespräch darüber beginnt. Ob ich denn einen Führerschein habe, fragt sie auf dem Nachhauseweg, zu Fuß. Ja, habe ich. Dass ich trotzdem kaum fahre, gell? Wieder ja, ich mags einfach nicht. Ihre Conclusio: Sie macht keinen Führerschein. Voll okay, so meine noch zurückgelehnte Reaktion. Fall erledigt? Nun ja, nicht ganz. Ich such mir einen Mann mit Führerschein – der soll mich dann herumführen, präsentiert sie mir ihr Mobilitätskonzept.
Was folgt, ist ein widersprüchliches Dahinstottern meinerseits, im Schweiße meines Angesichts. Zwischen klimafreundlichem Anti-Führerschein-Diskurs und Ablehnung dieses 50er-Jahre-Modells, dass ich ihr – zumindest beim Autofahren – vorlebe.
Hm, vielleicht doch nicht so gescheit, wenn du dich da von einem Mann abhängig machst, oder? Wie wäre es außerdem mit einem autofreien Leben zu zweit? Und überhaupt, muss ja auch nicht ein Mann sein, schaust einfach mal, hm? Die Vorschläge für Alternativen sollen locker daherkommen, tun sie offenbar nicht. Zu gestresst klingt das alles wohl. Das darf doch wohl ich selbst entscheiden, faucht sich mich schließlich an, das bestimme ich, nicht du! Tja, mit Choice-Feminismus kennt sie sich zumindest schon ganz gut aus.
Beate Hausbichler ist Redakteurin bei „dieStandard“.