leben mit kindern
„Seit ich ein Kind hab“ läuft bei uns zu Hause derzeit rauf und runter. Christoph und Lollo singen in diesem Lied sehr humorvoll über das Leben zwischen 37-Grad-Badewasser, Rotz auf der Kleidung und Geschlechtsverkehr nach Termin. Im geschenkten „Vater-im-Karenzchaos“-Buch reiht sich eine „Kind kotzt sich im Amt von oben bis unten voll“-Geschichte an die nächste Story über Tobsuchtsanfälle vor dem Süßigkeitenregal. Alles extrem pointiert und witzig geschrieben. Ein Freund postete dieser Tage über den Spaziergang mit seiner Tochter im Morgengrauen. Die „Likes“ ließen nicht lange auf sich warten. Als Kommentar zum nächtlichen Spaziergang mit der unruhigen Tochter und den vielen „gefällt mirs“ schreibt jemand, dass es von ihr dafür kein Daumen-hoch gibt. Denn die Nächte, die sind zum Schlafen da. Sie wünscht den Eltern, dass auch die Tochter das bald so sieht. Ich bin gerührt. Solidarität! Kein Haha! Spätestens nach den ersten zwei verheulten Nächten ohne Schlaf, nach denen ich mich nicht mehr wie ich selbst fühle, fällt mir ein: Schlafentzug wird in manchen Ländern als Foltermethode angewandt! Als ich mit einer auch-Mama-Freundin bei einem kinderlosen Kaffeehausbesuch über Solidarität unter Eltern sinniere, gibt mir diese den Kommentar einer anderen Mutter zu ihrem freien Nachmittag wieder: „Hast du denn überhaupt noch ein Kind?“ Kinderlose Zeit bei Kaffee und Kuchen, ohne Zahnärztin-Termin oder wichtigen Arbeitseinsatz – ist das moralisch wirklich verwerflich? Wo bleibt die Solidarität? Kinder tauschen! Gemeinsam-sind-wir-stark! Und: Hilfe annehmen! Denn es gibt sie ja, die lieben Mitmenschen, die gerne in ihrer Freizeit stundenweise das Kind betreuen, sich am Lachen und am Quatschen erfreuen, aber auch das Weinen aushalten. Schließlich reden wir vom süßesten Kind der Welt …
Kristina Strauß-Botka, Politikwissenschaftlerin und Pädagogin, übt jetzt als frische Mama selbst das Baby-Verleihen und Fremdbaby-Betreuen.