Beate Hausbichler
Ich weiß genau, was mich als Nicht-Mutter nerven würde, wenn ich denn eine wäre. Dieses Ding, dass sich Mütter manchmal, nicht immer natürlich, aber doch hin und wieder, so ein bisschen qua ihrer Mutterschaft als Märtyrerinnen aufführen. Brenzlig, das zu sagen, schon klar. Denn no na brauchen Eltern – vor allem Alleinerziehende – mehr Unterstützung von Seiten des Staates, etwa gute Kinderbetreuungsplätze, und Mütter deutlich mehr Care-Arbeit von Vätern. Und wenn ein Elternteil mal krank ist und die Kinder ebenfalls – tja, dann ist das wirklich eine Zumutung und man wünscht sich Bescheidenes. Nämlich „nur“ krank zu sein, ohne sich auch noch um jemand anderen kümmern zu müssen.
Eine Zumutung ist aber auch für kinderlose Frauen, dass sie immer wieder von Müttern hören, wie paradiesisch doch ihr – zum Beispiel – Krankenstand im Vergleich zu ihrem ist. Kürzlich schrieb jemand der deutschen Autorin Margarete Stokowski, die auf Twitter öfter über ihre schwere Long-Covid-Erkrankung schreibt, sie solle sich das Ganze doch mal in der Variante vorstellen, dass sie zwei Kinder daheim hätte. Das erst wäre so richtig zäh. Doch so, ohne Kinder, sei es eher ein Spaziergang, hieß es sinngemäß. Wow. Und das ist nicht mal ein seltenes Vorkommnis: Dass Menschen mit Kindern so tun, als würden sie automatisch der Gesellschaft einen großen Dienst erweisen, während Kinderlose nicht mal wüssten, was es heißt, unausgeschlafen und mehrfach belastet zu sein.
Frauen ohne Kinder, Männer natürlich nicht, bekommen immer wieder vermittelt, dass es doch irgendwie egomäßig sei, so ohne Kind. Völlig egal, ob sie sich um ihre alten Eltern, andere Verwandte oder Freund:innen kümmern. Das scheint kaum zu zählen. Vergessen wird auch völlig, dass eine Frau mit Kind noch immer der gesellschaftlich akzeptierte Mainstream ist – und die meisten Mütter bekommen boshafte Botschaften an Frauen ohne Kinder gar nicht mit. Die zudringlichen Fragen etwa. Zum Beispiel, warum sie keine hat – während Mütter nie gefragt haben, warum sie Kinder haben. Das Thema Mutterschaft und „Frausein“ ist eben nicht nur für Mütter zäh.
Beate Hausbichler ist Redakteurin bei „dieStandard“.