Julischka Stengele
Die Kolumne zwingt mich zu fragen: Was gibt es gerade für Themen mit Körperbezug in meinem Leben? Welchen Bezug habe ich gerade zu meinem Körper? Ist er präsent in meinem Bewusstsein und wenn ja, wie? Als lebendige, fühlende Masse, als funktionale Arbeitsmaschine, ein Gehäuse, das meinen Geist beherbergt und meinem Willen unterworfen ist, als lustvoll-empfindsames Netzwerk, als Problem, das schmerzt und krankt und so viel, zu viel Fürsorgeaufwand benötigt? Seufz.
Immer wieder braucht er Treibstoff, dieser Körper, muss gefüttert und bewässert werden, schön regelmäßig, aber bitte mit den richtigen Sachen, sonst meldet sich die Gastritis. Im Alltagsstress, den ganzen Tag unterwegs und schon wieder nicht geschafft irgendwas vorzukochen? Irgendwas schnell am Weg mitgenommen, gegessen, was verfügbar war? Gefällt dem Magen gar nicht, unverzeihlich, Rebellion. Oberkörper hochlagern beim Schlafen, das gefällt ihm. Die Wirbelsäule ist dagegen. Die will’s am liebsten flach. Und weich, aber bitte nicht zu sehr, weil Unterstützung braucht sie schon auch. Aber bitte auch nicht zu fest, weil zu viel Druck, das hält sie gar nicht aus. Die Muskeln stimmen gleich mit ein in diesen Chor. Die wollen überhaupt jede Menge: In die Länge gezogen und geschmeidig gemacht werden, aber auch gekräftigt und trainiert, am besten dreimal die Woche. Geht sich’s nicht aus, sind sie urschnell beleidigt und ziehen sich zurück. Dann darf man wieder von vorne anfangen. Und der Fuß, der jammert, dass er so viel arbeiten muss (und da hat er eh recht) und dann entlastet man ihn und dann lässt er zu locker, weil er nix zu tun hat und wie man’s macht, es passt nicht. Also die Einlagen anpassen gehen und die Geldbörse leeren. Die Zähne dagegen, am anderen Ende, die sind fein leise. Hätten gern Vorzugsbehandlung mit Seide, am besten täglich. Sagen sie dir aber immer erst beim Zahnarzt und dann der große Schock. Und immer wieder frag ich mich, ich bin doch nur ein einzelner Mensch und muss mich kümmern um ein ganzes Haus, wie geht sich das bitte aus?
Julischka Stengele lebt als Kunst- und Kulturschaffende in Wien.