»Die halten mich auf Trab!«, stößt sie, freudig dem Nachnachwuchs hinterherhechelnd, hervor. Eh so vü liab, die Enkerln! Vielleicht widmet sie sich ihnen bald ganz, ganz und gar, mit Haut, Haar und allem andern, den Knochen und den Nerven, die jetzt leider manchmal so gegenwärtig sind. Der Herr Bundeskanzler hat es geträumt. Viel schöner als so eine Fremdlingsbetreuung! Karenz-Oma! Wie proaktiv das klingt! Wie systemrelevant!
Sie hat eh schon Übung, einmal mindestens schon hat sie ewig lang den Haushalt geschmissen statt hingeschmissen und viel Lego gespielt und Sandkuchen gebacken und Kreatives getrieben mit den Lieben, Karenz hieß der Zustand, sie war immer die Zuständige. Kann das also eh! Zwar hat ihre Nicht-Karriere da einen Knick bekommen und sie einen Knacks, nein, stimmt nicht, nur ein kleiner Scherz unter alten Freundinnen, aber was sind schon Geld und Ruhm? Verglichen mit dem trauten Glück der Herde am Herd?
Sie ist ja dann schon geübt, auch und v. a. im Zurückstecken, damit andere vorpreschen können. Oder müssen. Und was braucht man denn noch in dem Alter? Bestimmt keine Karriere, die leuchtenden Kinderaugen wiegen das auf. Die Kassa-Brille ist eh a schee, und sie wird doch nicht so eine Ego-Alte sein, nichts als Weinwandern und Vietnam-Reisen und Abhängen mit den Freundinnen im Kopf?
Viele alte Dramen sind zwar in PennSion und kriegen dann wohl nix, aber wer denkt schon an den schnöden Mammon, ist Kinderlachen nicht unbezahlbar? Oder sie sind nicht in PennSion und werden es auch nie sein, weil sie einst auf den verwegenen Gedanken kamen, „bei den Kindern“ zu bleiben. Weil sie nicht nur Kinder kriegen und haben wollten, sondern sogar mit ihnen sein wollten. Sie hatten das Unbezahlbare gewählt und das wurde ihnen heimgezahlt. Aber trotzdem, sie sind doch Profis, könnten sie nicht noch mal ran?
Hat so eine Großmutter nicht ein Herz wie ein Bergwerk? Irgendeine muss ja zuständig sein für Fläschchen, Bäuerchen und Windeln. Bis dass der Herzinfarkt sie in die Windeln prackt.
MICHÈLE THOMA, ü70, ist nicht in Pension und wird es nie sein. Sie hat ja nicht gearbeitet. Nur vier Kinder groß-„gezogen“!