Alles fing so schön an: Nach einem euphorischen Wienkonzert am Vorabend fuhren wir im goldenen Herbstlicht gen Süden nach Slowenien, in die verschlafene Kleinstadt Murska Sobota. Der Club befand sich in einem Schloss mitten im Park, freundliche Menschen (Männer) empfingen uns. Erste Probleme gab es beim Soundcheck: Der Raum sei aus Beton, deshalb klinge alles so scharf, ich solle meine Gitarre leiser drehen. Okay. Erfahrungsgemäß wird so was besser, wenn erst Menschen im Saal sind. Die zweite Band des Abends war eine sechsköpfige Truppe aus Ljubljana, vier Typen, zwei Mädels: Sie wollten erst eine Girlband gründen, erzählten sie, aber es sei so schwierig, Frauen zu finden, die Instrumente spielen: „In the end we came to the conclusion that gender doesn’t matter.“ Umso erstaunter war ich, dass bei dem Konzert die beiden Mädels „nur“ sangen und jonglierten, während die Jungs die Instrumente bedienten. Ich ging also auf die Bühne mit dem Gefühl: Jetzt zeigen wir ihnen, wo die Frau Bartl den Most herholt. Der Raum war gut gefüllt, erwartungsvolle Gesichter. Dann die böse Überraschung: Nervtötendes Dröhnen kam aus dem Monitor. Ich drehte die Gitarre leiser, sie begann zu brummen, ich tauschte sie aus, nichts half: Alles wurde überdeckt von einem unheilvollen Summen. Es war zwar nicht meine Schuld, aber mein Problem. Ich hörte mich nicht, verspielte mich, musste Lieder neu beginnen, sah mich hilfesuchend nach der Band um, aber die anderen waren auch ratlos bis genervt. Mit der nicht mehr zu verbergenden Wut der Verzweiflung kämpfte ich mich durch diese Demütigung im Rampenlicht bis zum letzten Lied. Dann schrie ich hinter der Bühne herum und bezichtigte den Schlagzeuger der männlichen Arroganz, die ich im Rücken zu spüren meinte. Während der dennoch gegebenen Zugabe fiel meine Gitarre ganz aus, nachher heulte ich im Park wie ein trotziger Teenager.
Da predige ich den Mädchen auf dem Girls Rock Camp, sich nicht von Besserwissern verunsichern zu lassen, und schmeiße selbst sofort die Nerven weg. Immerhin haben wir uns als Band gleich wieder versöhnt und eine nette junge Dame kennengelernt, die uns auf ihren Friedhof eingeladen hat.
Ein Erlebnisaufsatz von Vera Kropf (Luise Pop, Half Girl), die aus diesem Desaster zwei Lehren gezogen hat: 1. Immer den Humor bewahren, 2. Im Zweifelsfall die Gitarre lauter drehen.