
Jetzt haben wir also wieder ein neues Jahr vor uns liegen. Das führt auch fast schon zwangsläufig dazu, sich das alte noch einmal anzuschauen und Bilanz zu ziehen. Musikalisch gesehen war’s ja für meinen Geschmack nicht so der Renner. Ob das allerdings an der generellen Totengräberstimmung liegt, die die ganze Branche seit Jahren lähmt oder daran, dass mich Popmusik und ihr gesamtes Umfeld zusehends langweilen (und hier stellt sich dann auch wieder die Frage: Was war zuerst, die Totsagung der Popmusik oder meine Langeweile?), lässt sich schwer sagen. Aber ich wage zu behaupten, dass die Popwelt tatsächlich schon mal spannender war. Die Zahl der wöchentlichen Veröffentlichungen ist in seiner Quantität grotesk geworden – so grotesk, dass ich den Überblick über neu erworbene Platten verliere und gar nicht mehr dazu komme, sie mir überhaupt anzuhören. Chapeau! Lange vorbei die Zeiten, in denen ich in wochenlanger Vorfreude dem neuen Album einer Lieblingsband entgegenfieberte. Wie meine präferierten Bands heißen, weiß ich ja fast schon gar nicht mehr, so viele neue Namen, wie ich sie mir täglich merken muss, will ich noch irgendeiner popmusikalischen Diskussion folgen können. Daher mein Entschluss: Ich steige aus! Mir vergeht bei der aktuellen Halbwertszeit in der Popwelt ja sowieso jeder Spaß an Musik! Die Überlegung, eine Platte mit 45 Minuten Stille zu veröffentlichen, ist weder neu noch originell, aber drängt sich momentan immer wieder mal in meine Gedankengänge. Ich gehe Musik nun also weitgehend aus dem Weg, so der Plan für 2011, was bei der omnipräsenten Dauerbeschallung im öffentlichen Raum mein Leben künftig noch mehr auf meine eigenen vier Wände sowie Mutter Natur konzentrieren wird, und weiche auf meinem iPod auf Hörbücher und sonstige gesprochenen Inhalte aus. So hoffe ich, für 2012 dann vielleicht wieder fit zu sein für den Pop, der bis dahin womöglich auch wieder etwas an Spannung gewonnen hat. Soweit der Plan.
Clara Humpel betreibt seit 2006 ihr Plattenlabel Asinella Records (Marilies Jagsch, Luise Pop, Bettina Koester, Clara Luzia, Mika Vember) und macht selbst unter ihren Vornamen Clara Luzia Musik.