SOS-Mitmensch hat am 1. März das Projekt „Populistenpause“ gestartet. Bis Ende des Monats sollen rechtspopulistische und -extremistische Meldungen und Aktionen möglichst ignoriert werden. „Denn nichts fürchten sie so sehr, wie nicht beachtet zu werden“, lautet das Argument auf sosmitmensch.at. VANJA NIKOLIĆ sprach mit SONJA DRIES über die Vorteile dieser Strategie.
Die „Populistenpause“ soll helfen zu erkennen, welche Reaktionen im Kampf gegen Rechtspopulismus schaden, welche nutzen können. Inwiefern?
Populist_innen und Extremist_innen betreiben eine große Aufmerksamkeitsmaschinerie. Sie tun alles, um uns in ihren Bann zu ziehen. Ein Trump, eine Le Pen, ein Wilders, ein Strache – sie alle feuern täglich Salven an Provokationen, Tabubrüchen, Lügen und Ungeheuerlichkeiten ab. Sie wollen damit die politische Tagesordnung dominieren und Raum für ihre Botschaften gewinnen. Öffentliche Aufmerksamkeit zu schenken oder zu entziehen ist ein Machtinstrument. Menschen, die Rechtspopulismus und Rechtsextremismus nicht einfach hinnehmen wollen, sollten mit dieser Macht bewusster umgehen. Wir können die Form mitbestimmen, wie Ereignisse oder Personen in der Öffentlichkeit dargestellt werden, indem wir ihnen Aufmerksamkeit zukommen lassen oder nicht. Die Populistenpause soll ein Anstoß dazu sein.
Aber ist es nicht auch wichtig, solchen Hasstiraden etwas entgegenzusetzen und sie zu skandalisieren?
Bei der Populistenpause geht es nicht ums Wegschauen, sondern um mehr Achtsamkeit beim Hinschauen und Reagieren oder eben um bewusstes Nichtreagieren auf rechte Provokationen. Massive rhetorische Grenzverletzungen, Rassismus, tätliche Übergriffe und Versuche der Besetzung von Machtpositionen durch Rechtsextreme müssen weiterhin skandalisiert werden – aber mit unserer Gewichtung, unseren Worten, unseren Bildern und unseren Botschaften. Darüber hinaus sollten wir uns wieder mehr darauf konzentrieren, selbst Themen zu setzen, die uns wichtig sind.
Welche Strategie empfehlen Sie, um auf den Antifeminismus der Rechtspopulist_innen aufmerksam zu machen und dagegen vorzugehen?
Ohne Feminismus gibt es keine freie, demokratische Gesellschaft. Ironischerweise betonen das inzwischen auch rechte Populist_innen, allerdings nur, wenn sie über „die Anderen“, „die Fremden“ reden. Wir empfehlen auch in Sachen Feminismus eine Balance zu finden zwischen der eigenen Themensetzung und Kritik an den Inhalten von Antifeminist_innen. Auch bei der Kritik an antifeministischen Inhalten und Tendenzen sollte darauf geachtet werden, die eigenen Begriffe, Botschaften und Bilder in den Mittelpunkt zu stellen.
http://www.sosmitmensch.at/populistenpause