Katharina Ludwig (Text) & Stefanie Wuschitz (Illustration)
Shemi Saranangata fehlt es an Düften. Also nicht ihr, sondern ihrer Umwelt. Es gibt viel zu gucken, aber Shemis Nase ist fad. Deswegen hat sie immer ein Portfolio an kleinen Fläschchen und Flacons in einer Rolltasche aus Leinen dabei. Diese versprüht sie unauffällig: in Fahrstühlen und Fernsehstudios, am Spielplatz oder wenn eine Nachbarin, die sie zum Tee eingeladen hat, schnell etwas aus dem Nebenzimmer holt. Wasserlilie, Kardamom und Zeder gehören zur Grundausstattung. Wenn mehr Zeit bleibt, kommen Mandarine und Tonkabohne dazu. Im Winter macht Shemi manchmal, kurz vor Morgengrauen, Touren durch die Bezirke. Die Leute tun ihr einfach leid.
Tessa Marcado ist tierlieb. Das geht echt jedem am Nerv. Also ihre Auslegung davon. Wenn sie zum Abendessen einlädt, springen die Katzen auf den Tisch und spazieren gemütlich zwischen den Tellern herum. Und dann hauchen sie mit ihrem kleinen Mundgeruch-Hauch gegen die Gläser. Aber was soll’s, was Tessa kocht, schmeckt nun mal himmlisch, und ihre Porträtreihe von fünf Tierheim-Mitarbeiter:innen auf dem spätabendlichen Weg mit der U-Bahn nach Hause ist wirklich supergut.
Uma Eleni Anthopolous hat utopische Fantasien. Sie sieht in allem und jedem das Verbesserungspotenzial und den Das-was-man-daraus-noch-machen-kann-Wert. Das kommt manchmal gut, zum Beispiel beim Camping, wenn eine Freundin den Dosenöffner vergisst und Uma Eleni zuversichtlich zu Messer und Jutebeutel greift, um aus dem Wald Pilze und Beeren zu holen. In anderen Situationen ist es anders – liegt man etwa nach einem Unfall beim Synchron-Springschnurspringen mit beiden Armen und Beinen im Gips. Nein, Uma Eleni, mit dem Bauchtanz-Tutorial, das du schnell rausgesucht hast, bitte noch warten!